Die Yamaha HS1 debütierte 1968 und war die sportliche Variante der Yamaha AT90, die bereits drei Jahre zuvor erschien. Als Volumenhersteller ließ sich Yamaha nicht lumpen und präsentierte nicht irgendeinen Billigheimer. Das Bonsai-Motorrad verfügte über alle technischen Novitäten ihrer größeren Geschwister und erstaunliche Leistungswerte. So verwendete der japanische Motorradhersteller ein für die damaligen Verhältnisse modernes 5-Kanal-Design des Motors, eine 5-Gang Schaltung sowie ein stabiler Rahmen, der auch in der 125 ccm Klasse eingesetzt wurde. Im Prinzip stammten Motor und Rahmen aus der erfolgreichen AS1/2.

Eine der letzten Yamaha HS1 von 1971

Eine der letzten Yamaha HS1 von 1971 (Quelle: Marbles Motors)

Hierzulande ist die Yamaha HS1 leider so gut wie unbekannt, da sie von Yamaha nicht in Europa angeboten wurde.

Yamaha HS1 mit leistungsstarkem Motor und stabilem Fahrwerk

Die Yamaha HS1 wird von einem Zweizylinder-Zweitaktmotor mit überschaubaren 89 ccm Hubraum und 5-Kanal-Design angetrieben. Mit einer Bohrung von 36,5 Millimeter und einem Hub von 43 Millimeter legten die Ingenieure die Japanerin ungewöhnlich langhubig aus. Zwei Mikuni-Vergaser vom Typ VM16SC versorgten die beiden Brennräume mit dem zündenden Treibstoff. Die Motorschmierung erfolgte automatisch über die „Yamaha Autolube“ Getrenntschmierung.

1,5 Liter Ölvorrat für die Getrenntschmierung der Yamaha HS1

1,5 Liter Ölvorrat für die Getrenntschmierung der Yamaha HS1 (Quelle: Marbles Motors)

Die von dem Zweitaktzwerg mobilisierten 10,5 PS (bei 8.000 U/min) genügten, um das kleine Monster auf über 100 km/h zu beschleunigen. Das maximale Drehmoment von 9,3 Nm erreichte die Bonsai-Yamaha bei 7.500 Touren. Alles in allem recht beeindruckende Werte für eine so kleine Maschine, die mancher 125er in nichts nachstand.

Aus 90 ccm Hubraum holte Yamaha 10,5 PS heraus

Aus 90 ccm Hubraum holte Yamaha 10,5 PS heraus (Quelle: Marbles Motors)

Wer aber auf kurzer Strecke wirtschaftlich und verlässlich von A nach B kommen wollte, für den war die Bonsai-Yamaha eine gute Wahl. Mit 89 Kilogramm Leergewicht und 1,8 Meter Wendekreis war sie äußerst handlich. Wem bescheidene 40 Sachen ausreichten, kam mit einem Liter Sprit gute 65 Kilometer weit. Hinzukam eine gut funktionierende 12 Volt Anlage. Hier hatte die Yamaha HS1 einigen Konkurrenten jener Zeit eine Nasenlänge Vorsprung.

Yamaha HS1 von 1971

Die auffälligen Uni-Lackierungen standen der HS1 ziemlich gut (Quelle: Marbles Motors)

Das Fahrwerk war ebenso Hausmannskost, bestehend aus einem unten offenen Einrohrrahmen, bei dem der Motor als mittragendes Element ausgelegt ist sowie einer hydraulisch-gedämpften Telegabel und zwei konventionellen Federbeinen hinten. Die kleinen Simplexbremsen – vorn wie hinten jeweils 110 mm im Durchmesser – hatten mit dem Leichtgewicht keine Probleme und stoppten die Yamaha HS1 spielend leicht. Optisch gefällt die Yamaha mit leuchtenden Uni-Lackierungen für Tank, Seitendeckel, Scheinwerferhalterung und Dämpferhülsen, die in starkem Kontrast zu den vielen Chromteilen stehen.

Der breite Lenker war ideal für das gute Handling der Maschine

Der breite Lenker war ideal für das gute Handling der Maschine (Quelle: Marbles Motors)

Die nur in Japan angebotene HS90 unterschied sich in Design und einigen Details (fehlender Drehzahlmesser, Lackierung…) von den Modellen auf dem Weltmarkt. In den USA gab es außerdem einige verschiedene Leistungsvarianten. Check: Yamaparts gibt übrigens weniger Leistung an als www.global.yamaha-motor.com

Yamaha HS1 von 1971

Typisch für die Yamaha-Modelle der späten 60’er Jahre – der Buckeltank (Quelle: Marbles Motors)

Verwendung von Teilen der Yamaha AS2

Dank Standardisierung, bediente sich die HS1B bei folgenden Teilen von der 125er Yamaha AS2J: Rahmen, Schwinge, Kettenschutz, Tank, Sitzbank (allerdings ohne Chromring), Schutzbleche, Hinterrad, Rumpfmotor (ohne Kolben und Zylinder), Instrumente, Elektrik.

Die Gabel und Stossdämpfer sowie Scheinwerfer / Lampenhalter sind etwas kleiner dimensioniert als bei der 125er, Das große Rücklicht entspricht US-Recht und steckte später auch an der XT500. Der Lenker hat eine Querstrebe und kommt von den Scramblern.

Seitendeckel und Öltank, Luftfilter und -kästen, Zylinder, Köpfe, Kolben, Vergaser, Ansauggummis und Auspuffe sind spezifische HS1-Teile. Wesentlicher Unterscheid zwischen HS1 und HS1B ist im Übrigen der Tank – der hatte bei der HS1 noch Tank-Kniekissen, die fielen dann bei der gelben HS1B weg.

Während die AT90 noch ein 4 Gang-Getriebe hatte das sich schaltete: Oben Leerlauf dann 4 mal runterschalten (so wie auch die YL1), hatte die HS1 das normale Schaltschema mit 5 Gängen…

Technische Daten Yamaha HS1

EinheitYamaha HS1
1. Fakten
ProduktionJahr1968 bis 1971
Nummerierung (Rahmen)Startn/a
Farbenrot, gelb, blau
NeupreisDMn/a
2. Motordaten
Motortyp2-Zylinder, 2-Takt
VentilsteuerungSchlitzsteuerung
Nockenwellekeine
Hubraumccm89 ccm
Bohrungmm36,5 mm
Hubmm43 mm
VerdichtungsverhäŠltnis7,5:1
Vergaser2 Mikuni Vergaser (VM16SC) mit je 16 mm Durchlass
3. Leistungsdaten
LeistungPS10,5 PS
bei Drehzahlmin-18.000 U/min
DrehmomentNm9,3 Nm
bei Drehzahlmin-17.500 U/min
LeistungsgewichtKg/PS8,5 Kg/PS
Höchstgeschwindigkeitkm/h105 km/h
4. Abmessungen
LäŠngemm1.820 mm
Radstandmm1.195 mm
LeergewichtKg89 Kg
5. Bremse
Bremse vornSimplex 110 mm
Bremse hintenSimplex 110 mm
6. Antrieb
Getriebe5-Gang Fußschaltung
AntriebKette
StarterPrimär-Kickstarter