Spätgeburt einer kleinen 250er Enduro auf Basis der Z 200

In den 1960 Jahren waren so genannte Scrambler, Straßenmotorräder mit höherer Sitzposition und hochgelegter Auspuffanlage, sehr verbreitet. Ende der 1960er bis Anfang der 1970er Jahre markierte hier die Marke Honda mit mehreren SL und XL Modellen den endgültigen Übergang vom Scrambler zur Enduro. Währung vorherige Enduro-Modelle der Marke Kawasaki eher erfolglos waren, schickte Kawasaki 1977 mit der KL 250 eine Enduro auf Basis der Z 200 Straßenmaschine, die 1976 auf der IFMA der Öffentlichkeit präsentiert wurde, ins Rennen.

Wie auch die Straßenmaschine war die Geländemaschine von Anfang an nicht auf hohe Leistungsentfaltung ausgelegt. Die Enduro hatte im Gegensatz zur Kawasaki Z 200 eine vergrößerte Bohrung und einen längeren Hub, woraus ein um 4 Nm höheres Drehmoment resultierte. Zudem vergrößerte Kawasaki den Vergaserdurchlass von 26 mm auf 28 mm und verbaute eine leistungsfähigere Ölpumpe. Ansonsten entsprechen die Zutaten denen der Straßen-Kawa: das Motorengehäuse inklusive Zylinder und Kopf, der Primärantrieb und das identisch übersetzte Fünfganggetriebe und die Kupplung wurden von der Z 200 unverändert übernommen.

Allerdings bekam die Kawasaki KL 250 im Gegensatz zur Z 200 größere Räder spendiert. Während am Vorderrad der Z 200 eine Scheibenbremse verzögerte, begnügte sich die KL 250 aus Gründen der Gewichtsersparnis mit einer Halbnabentrommelbremse. Die elektrischen Komponenten werden von einer 6 Volt-Lichtmaschine gespeist, zu der eine 6 Ah-Batterie die Ruhestromversorgung übernimmt. Während der Bauzeit von 1977 bis 1984 brachte der damals viertgrößte Motorradhersteller insgesamt fünf Ausführungen der KL 250 auf den Markt gebracht. Der Neupreis lag 1977 bei 3946,- DM, gute tausend DM über der Z 200 Straßenmaschine.

Deutsche Behörden schrieben für die Kawasaki KL 250 ein langes Schutzblech hinten vor

Deutsche Behörden schrieben für die Kawasaki KL 250 ein langes Schutzblech hinten vor (Quelle: Kawasaki Europe Motors N.V.)

KL 250 – das Schaf im Wolfspelz

Bei der Kawasaki KL 250 sorgte ein Einzylinder-Viertaktmotor mit einer obenliegenden Nockenwelle für Vortrieb. Der konventionelle Zweiventiler leistete maximal 17 PS bei 7.000 U/min und erreichte bei 6.300 U/min sein maximales Drehmoment von 18,6 Nm. Für die notwendige Gemischzufuhr sorgte ein Keihin-Vergaser mit 28 mm Durchlass, der seine Ansaugluft über einen auswaschbaren Luftfilter bezog. Je nach Fahrweise pendelte sich der Durchschnittverbrauch bei moderaten 4-5 l/100km ein. Aus Gründen der Gewichtsersparnis verzichten die Kawasaki-Ingenieure auf einen elektrischen Anlasser und verdonnerten die KL-Enduristen dazu ihre Maschine mittels Kickstarter zum Leben zu erwecken.

Bei näheren Betrachtungen und Tests erwies sich der Enduro-Look der Maschine im Vergleich mit den tatsächlichen Motorleistungen der KL 250 im Gelände als nicht immer konform. Hauptkritikpunkt bietet wohl die absolut un

Von Leistungsentfaltung kann bei der KL 250 keine Rede sein

Von Leistungsentfaltung kann bei der KL 250 keine Rede sein (Quelle: Kawasaki)

temperamentvolle Leistungsentfaltung des luftgekühlten Triebwerks. Der Motor dreht zwar vibrationsarm und aufgeweckt bis 9.000 Umdrehungen bei gleichzeitig ruckfreier Gasannahme. Allerdings gab es im unteren, mittleren oder oberen Drehzahlbereich keine Stelle, an Und so kann man verstehen, dass viele Gelände-Enthusiasten unter den Besitzern der KL 250 gerade vom Motor so enttäuscht waren, obwohl die anderen Fahreigenschaften das Motorrad auch zum Trail-Fahren interessant machten.

Andere Fahrer, die die Maschine hauptsächlich zum Cruisen auf Straßen und unbefestigten Wegen ohne ernsthaften Geländekontakt benutzten, konnten sich mit dem Motor auf Dauer anfreunden. Auf der Straße erreicht die KL 250 eine Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h, das Leergewicht betrug ca. 140 kg.

 

Fahrwerk fürs Gelände zu schwach

Kawasaki spendierte der KL 250 einen Stahlrohrrahmen mit einfachem Frontrohr, welches sich erst unter dem Motor gabelte. Zur weiteren Versteifung verbindet die Steuerkopfpartie sowie Front- und Oberrohr ein stabilisierendes Knotenblech und eine horizontale Strebe vom Steuerkopf bis in Höhe der Sitzbanknase. Der Heckrahmen besteht aus der Schleife mit Abstützung der Schwingenlager links und rechts. Gut gelöst: die hintere Schwinge lagert in Stahlbuchsen. Schlecht gelöst: die fünffach verstellbaren hinteren Federbeinen waren mit nur 110 mm Federweg für den Geländeeinsatz nicht wirklich geeignet und schlugen viel zu schnell durch. Das konnte Konkurrenten wie die Honda XL 250 oder Suzuki TS 250 deutlich besser. Besser geriet die vordere Dämpfung, die eine hydraulisch unterstütze Telegabel mit 180 mm Federweg gewährleistete und echte Geländequalitäten bewies.

Das Fahrwerk an sich zeigt sich bei Straßenfahrten als komfortabel und gut zu beherrschen, im Gelände spursicher und frei von Verwindungen. Für die Verzögerung der Enduro sorgten sowohl an Vorder- und Hinterachse Halbnaben-Trommelbremsen mit jeweils 140 Millimeter Durchmesser, die absolut ausreichende Bremsleistungen boten. Das Vorderrad hatte eine Bereifung von 3.00-21, das Hinterrad 4.00-18 oder 4.60-17.

Die verwendeten Flachschulter-Aluminiumfelgen wie auch die Halbnaben-Trommelbremsen waren beide ein Zugeständnis für eine maximale Gewichtsersparnis. Trotz dieser und weiterer Maßnahmen war die Kawasaki KL 250 im Wettbewerbsvergleich die schwerste Enduro in dieser Klasse.

Modellpflege innerhalb der Baujahre

Die Kawasaki KL 250 wurde in fünf Modellen (1977: A1 bis 1984: A5) gebaut. Die signifikantesten Veränderungen kamen mit der A4, die über einen schwarzen Motor, eine hochgezogenere und verbesserte Auspuffanlage, längere Federwege, einen größer dimensionierten Tank und andere Seitendeckel und Kotflügel verfügte.

Technisch aufgewertet, erhielt das letzte Modell A5 eine kontaktlose CDI-Zündung und eine luftunterstützter Telegabel. Die KLX 250 hatte mit 250 Millimeter geradezu gigantische Federwege vorzuweisen und war damit für härte Geländeeinsätze bestens gerüstet.
2008 besann sich Kawasaki früherer Erfolge und brachte mit KL 250 (KLR) eine komplette Neuentwicklung auf den Markt.

Tipps zum Gebrauchtkauf

Wie bei allen Gebrauchtmotorrädern sollten gebrauchte KL 250 so wenig wie möglich Kilometer gelaufen sein. Exemplare die langfristig Vollgas (besonders auf Autobahnen) gefahren wurden, sollte man meiden. Zu empfehlen sind spätere Exemplare (Modell A5), die schon über die kontaktlose, elektronische Zündung verfügen.

Probleme gibt es hin und wieder wie bei vielen Einzylinder-Viertaktern mit der Nockenwelle und der Steuerkette. Gibt der Motor hier schon im Leerlauf keine verdächtigen Geräusche von sich, sieht es schon mal gut aus. Dennoch ist die Kawasaki KL 250 ein robustes Arbeitstier und leistet sich keine größeren Allüren.

Die Gebrauchtpreise bewegen zwischen 1.000 und 1.500 Euro für Zustandsnoten 2 bis 3.

KL 250 – technische Daten

EinheitKL 250
1. Fakten
ProduktionszeitJahr1977 bis 1981
Nummerierung
Farben
NeupreisDM3.946 DM
2. Motordaten
Motortyp1-Zylinder, 4-Takt
VentilsteuerungOHC, 2 Ventile
Nockenwelle1 obenliegend
Hubraumccm244 ccm
Bohrungmm70 mm
Hubmm64 mm
Verdichtungsverhältnis8,9:1
Vergaser1 Keihin-Vergaser mit 28 mm
3. Leistungsdaten
LeistungPS17 PS
bei Drehzahlmin-17.000 U/min
DrehmomentNm19 Nm
bei Drehzahlmin-16.300 U/min
LeistungsgewichtKg/PS7,7 Kg/PS
Höchstgeschwindigkeitkm/h120 km/h
4. Abmessungen
Längemm
Radstandmm1.400 mm
LeergewichtKg131 Kg
5. Bremse
Bremse vornSimplex 140 mm
Bremse hintenSimplex 140 mm
6. Antrieb
Getriebe5-Gang Fußschaltung
AntriebKette
StarterKickstarter