Wer jemals vor einer Goldwing stand, kennt das aufkommende Gefühl von Ehrfurcht und Respekt vor diesem gewaltigen Teil auf zwei Rädern gut. Ist dieser mächtige Brocken noch immer ein Motorrad oder eher ein „fahrendes Sofa“ wie Spötter gerne über die Honda GL 1500 herziehen. Fast niemand dieser Kritiker ist wohl jemals eine Honda Goldwing selbst gefahren, denn im Fahralltag werden übliche Vorurteile schnell weggewischt.
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Die Honda GL 1500 Goldwing kam 1988 als Neukonstruktion auf den Markt (Quelle: Honda)
Mal wieder haben die Honda-Ingenieure unter Leitung von Entwicklungschef Isamu Goto ganze Arbeit geleistet. Und so präsentierte Honda im Herbst 1987 das Nachfolgemodell der GL 1200 nun mit Sechszylinder-Boxermotor und Rückwärtsgang. Dank einer durchdachten Gewichtsverteilung lässt sich die nun 394 Kilogramm schwere Honda GL 1500 erstaunlich einfach fahren und unkompliziert manövrieren. So sitzt der 126 Kilogramm schwere Motor weit unten, darunter abermals das Fünfganggetriebe mit Overdrive. Wie gehabt ist der 24 Liter fassende Tank im Rahmendreieck dahinter untergebracht.
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Mit einer durchdachten Gewichtsverteilung war die Honda GL 1500 leicht zu fahren (Quelle: Nippon-Classic.de)
Und der Einfallsreichtum der Konstrukteure ging noch weiter: Im Fall eines Sturzes setzt das Motorrad in einer mäßigen Schräglage auf die beiden Schutzbügel vorn und hinten auf ohne die Verkleidung in Mitleidenschaft zu ziehen. Eines steht fest, der Sitz- und Fahrkomfort, den die Honda GL 1500 bietet, lässt sich selbst heute kaum überbieten.
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Drei integrierte Koffer gehörten zur Serienausstattung der 1500’er Goldwing (Quelle: Nippon-Classic.de)
Ein bärenstarker 6-Zylinder-Motor sorgte für kraftvollen Vortrieb
Schon das von 1984 bis 1988 gebaute Vorgängermodell war kein Kind von Traurigkeit, aber die neue Goldwing GL 1500 nahm nochmal einen kräftigen Schluck aus der Pulle. Der wassergekühlte Boxer-Motor bekam zu jeder Seite einen weiteren Zylinder spendiert und präsentierte sich ab sofort als seidenweiches Sechszylinder-Triebwerk mit einem auf 1.520 ccm angewachsenen Hubraum. Das Größenwachstum sorgte für einen Quantensprung sowohl bei Leistung als auch dem Drehmoment. Mit der Kraft aus sechs Zylindern vermochte die GL 1500/6 nun 100 PS bei bescheidenen 5.400 U/min zu mobilisieren. Noch gravierender fiel der Unterschied zur GL 1200 beim Drehmoment aus, dessen Maximum nun 150 Nm bei 4.000 Kurbelwellenumdrehungen erreichte.
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Der 1500 ccm große Boxer-Motor der Goldwing zieht wie eine E-Lok (Quelle: Nippon-Classic.de)
Die Aussage, dass sich Hubraum nur durch noch mehr Hubraum ersetzen lässt, demonstrierte die neue GL 1500 auf eindrucksvolle Weise und zieht selbst im fünften Gang ab 1.000 Touren ruckfrei durch wie eine Elektrolokomotive. Der elastische Goldwing 6-Zylinder-Boxer quittiert seine Arbeit mit einem seidigen Lauf und betörendem Fauchen beim Hochdrehen. In Anbetracht des zu bewegenden Gewichts und des enormen Hubraums sind 6,0 bis 7,5 Liter Super, die auf 100 Kilometer durch die beiden Keihin CV-Fallstrom-Vergaser fließen, mehr als angemessen. Da waren manche Zweitakt-Drehorgeln deutlich durstiger.
Mit einer ausgeklügelten Kennfeld-Transistorenzündung war auch ein Motormanagement mit an Bord, welches den richtigen Zündzeitpunkt abhängig von Motordrehzahl und Druck im Ansaugkrümmer ermittelt.
Honda legte bei der GL 1500 die Messlatte für Luxustourer erneut höher
Damit sich die 400 Kilogramm schwere Sänfte rangieren lässt, spendierte Honda der Goldwing erstmals einen (elektrisch gesteuerten) Rückwärtsgang. Für Fahrer ab 1,75 Meter Größe stellte das Vorhaben keine größere Herausforderung dar. Kurze Beine und Schotter waren trotz technischer Hilfen keine Idealkombination.
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Die GL 1500 punktete mit einer umfangreichen Luxusausstattung, wie dem Kassettenradio (Quelle: Nippon-Classic.de)
Zur Komfortausstattung der der Honda GL 1500 gehörte ein umfangreiches Elektronikpaket:
- Ein Tempomat sorgte für entspanntes Fahren zwischen 50 und 130 km/h.
- Das Kassettenradio mit Bedienfeld auf der Tankattrappe und Mute-Funktion sorgten für Kurzweile auf langen Touren.
- Ein höhenverstellbarer Doppelscheinwerfer vermittelte in der Dunkelheit ein Gefühl relativer Sicherheit.
- Eine ausgeklügelte Belüftung sorgt für ein wohltemperiertes Cruisen.
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Ausgeklügeltes Belüftungssystem zum Wohlbefinden des Fahrers (Quelle: Nippon-Classic.de)
- Mit einem Luftkompressor für eines der hinteren Federbeine konnte die Niveauregulierung eingestellt werden.
- Drei fest-integrierte Gepäcktaschen mit einem Gepäckvolumen von 110 Litern machten den „Straßenkreuzer“ zum fahrenden Lastenesel.
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Eine nennenswerte Modellpflege gab es bei der GL 1500 nicht – hier die Version von 1989 (Quelle: Honda)
Ebenfalls durchdacht war das serienmäßige Integralbremssystem, bei dem das Fußpedal auf die hintere sowie die beiden vorderen Scheibenbremsen wirkt.
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Ebenso hatte die Honda GL 1500 ein Integralbremssystem an Bord (Quelle: Nippon-Classic.de)
Das für die GL 1500 neu konstruierte Fahrwerk erlaubte dem „Goldwing-Kapitän“ eine zügige Gangart mit seinem Luxusschlitten. Denn der Doppelschleifen-Rohrrahmen mit seinem mehrfach verstrebten Rückgrat aus Rechteck-Hochkantprofilen war ausreichend steif ausgelegt und das luftunterstütze, rechte Federbein konnte mittels Kompressor straffer eingestellt werden. So bewegt sich die Goldwing nicht nur auf langen Autobahn-Geraden souverän, sondern schwingt sich auch auf kleinen, winkeligen Straßen eindrucksvoll durch die Kurven.
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Chrom und Gold für das Jubiläummodell Gl 1500 SE von 1994 (Quelle: Honda)
Technische Daten Honda GL 1500
Einheit | Honda GL 1500 | ||
---|---|---|---|
1. Fakten | |||
Produktion | Jahr | 1988 bis 2001 | |
Nummerierung | Start | SC22 - 2000106 | |
Farben | |||
Neupreis | DM | ||
2. Motordaten | |||
Motortyp | 6-Zylinder, 4-Takt, Boxer | ||
Ventilsteuerung | OHC, Zahnriemen | ||
Nockenwelle, Ventile | 2 obenliegend, 8 Ventile | ||
Hubraum | ccm | 1.520 ccm | |
Bohrung | mm | 71,0 mm | |
Hub | mm | 64,0 mm | |
Verdichtungsverhältnis | 9,8:1 | ||
Vergaser | 2 Keihin-CV-Fallstromvergaser je 36 mm |
||
3. Leistungsdaten | |||
Leistung | PS | 100 PS | |
bei Drehzahl | min-1 | 5.200 U/min | |
Drehmoment | Nm | 150 Nm | |
bei Drehzahl | min-1 | 4.000 U/min | |
Leistungsgewicht | Kg/PS | 3,9 Kg/PS | |
Höchstgeschwindigkeit | km/h | 184 Km/h | |
4. Abmessungen | |||
Länge | mm | 2.635 mm | |
Radstand | mm | 1.700 mm | |
Reifen vorn | 130/70 - 18 63H | ||
Reifen hinten | 160/80 - 16 75H | ||
Leergewicht | Kg | 394 Kg | |
5. Bremse | |||
Bremse vorn | 2 Scheiben 269 mm | ||
Bremse hinten | 1 Scheibe 269 mm | ||
6. Antrieb | |||
Getriebe | 5-Gang Fußschaltung | ||
Antrieb | Kardan | ||
Starter | E-Starter |
soweit mir bekannt – ist beim drücken des Fussbremspedals vorne nur die linke bremsscheibe angesteuert.
Die Bremsscheiben haben auch nicht 269mm, sondern 296mm, die hintere 306mm
Und acht Ventile gegen sich bei sechs Zylindern auch nicht aus… Es sind deren zwölf.
Und ja, die Fußbremse betätigt die Linken Scheiben vorne und hinten, die Handbremse die rechte vordere Schreibe.
Seid 10 Jahren fahre ich nun die „Dicke“ GL1500SE Bj.1993 die ich damals mit 17000 ML gekauft habe jetzt hat sie ca. 45000 ML. und sie macht noch immer Spaß wie an dem Tag als ich sie gekauft habe.
Wenn „Bertha“ mal rollt ist sie Mopedtauglich zu Handhaben das heißt sie mag Kurven aber der Sozius kommt dabei nicht zu kurz. Bis auf Progressivere Federn Vorne und einen eigens Angepassten Dämpfer hinten mußte bis heute außer einer Lichtmaschine und Verschleißteilen nichts Investiert werden ! Gut dran gut drauf! GL
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