Das ist die Geschichte von einem genialen Tüftler, der Mitte der 70er Jahre die brandneue Honda Goldwing in etwas verwandelte, was bis dato unvorstellbar schien. Aber dazu etwas später mehr…
Honda stieß mit der GL1000 in neue Dimensionen vor
Die Motorradwelt staunte als Honda 1974 die GL 1000 dem Publikum erstmals vorstellte. Denn bisher hatte noch kein japanischer Motorradhersteller einen flüssigkeitsgekühlten Boxer-Motor mit vier Zylindern, 1000 ccm Hubraum und Kardanantrieb in einem Motorrad verbaut. Mit einer Spitzenleistung von 82 PS schloss die erste Goldwing direkt zur Kawasaki Z1 900 auf, die bis dato als Non-Plus-Ultra galt. Trotz des hohen Gewichts war das neue Honda-Flaggschiff für gut 210 km/h zu haben.
Fans der Honda GL 1000 fanden die serienmäßige Maschine zwar gut proportioniert, praktisch und zuverlässig, verspürten aber dennoch den Wunsch die Maschine zu tunen. Wenn sich jemand die Goldwing vorknöpfte, hielten sich die Veränderungen jedoch in Grenzen. So waren damals kleine Gadgets wie ein Motorschützbügel, eine „Windjammer“-Verkleidungen nach amerikanischem Vorbild und Gepäckträger angesagt wie Schlaghosen und Plateau-Absätze. Die Honda Goldwing wurde dadurch zwar noch etwas praktischer, bekam aber weitere Pfunde auf die Hüften. An einen radikalen Umbau der Goldwing dachte damals niemand. Eine Ausnahme gab es aber doch.
Ein Professor wollte mehr
Der französische Professor, Pierre Doncque, lehrte an der Technischen Universität in Amiens und hatte einen ausgeprägten Hang zu Motorräder und dem Motorsport. Gemeinsam mit seinem Mitarbeiter Lambert konstruierte er 1975 zunächst eine Kawasaki 1000, die von Georges Godier und Genoud Alain beim Bol D’or Langstreckenrennen erfolgreich eingesetzt wurde. Der Clou an der Maschine war ein völlig neu gestaltetes Chassis, das die Franzosen mit Hilfe eines Computers an der Universität Amiens konstruierten. Den Rahmen baute Pierre Doncque dann aus besonders leichten und hochfesten Stahlrohren aus Chrom-Molybdän – bekannt als 25 CD 4S.
Das französische Team entwarf außerdem für die Sidemm-Godier Kawasaki – benannt nach dem französischen Kawasaki-Importeur und Finanzier S.I.D.E.M.M. – eine neue Hinterrad-Zentralfederung als Cantilever-Aufhängung mit Koni-Stoßdämpfer. Mit gerade einmal 200 Kilogramm wog diese neu gestaltete Kawasaki fast 50 Kilogramm weniger.
Bau der Endurance Goldwing – Pierre Doncque‘s geniale Konstruktion
Im darauffolgenden Jahr widmete sich Doncque nun der Honda GL 1000. Bis dato kam noch niemand auf die Idee ein Motorrad mit Kardanwelle bei Langstreckenrennen einzusetzen. Zur Finanzierung des Vorhabens konnte Doncque den Schweizer Honda-Importeur Horst Frerich gewinnen.
Abermals baute Pierre Doncque ein ganz spezielles Chassis für die Honda Goldwing. Der Rahmen aus hochfestem Stahl fiel sehr verwindungssteif aus. Der vordere Teil lief spitz zu und bestand aus vier miteinander verschweißten Dreiecken, die den Doppelrohrrahmen mit dem Steuerkopf verbinden. Der untere Teil des Rahmens war geschraubt und abnehmbar.
Für die Hinterrad-Federung konstruierte der Professor aus Amiens eine Cantilever-Federung mit vertikal sitzendem Koni Federbein und rund 100 mm Federweg. Das Besondere an dieser Konstruktion ist, dass er die originale Goldwing-Schwinge in 60 Stunden Arbeit so anpasste, dass sie danach eine große, runde Öffnung in dem versteifenden Zwischenstück zwischen Kardanaufnahme (rechts) und linkem Schwingenarm aufwies. Unterhalb der Schwingenlagerung baute er einen selbstschmierenden Umlenkmechanismus, in dem der Koni-Stoßdämpfer saß, der sich durch die geschaffene Schwingen-Öffnung bewegte.
Das komplette Chassis wog insgesamt nur 12 Kilogramm und sorgte für einen tiefen Schwerpunkt der Maschine. Oberhalb des Motors verbaute Pierre Doncque einen selbst konstruierten, leichten Alu-Tank, der dahinter auch die Batterie und Elektrik versteckte und nur 5,7 Kilogramm wog. Der Motor blieb serienmäßig, denn 82 PS waren 1976 eine echte Ansage. Nur das Kühlsystem wurde etwas modifiziert. Die Telegabel der Endurance-Goldwing stammt von Marzocchi, die Bremsen von Lockheed und der 4-in-2 Auspuff von Marti.
Erfolgreicher Einsatz der Endurance Goldwing beim Bol d’Or und 24-Stunden-Rennen
Den ersten Entwurf testete Ex-Kawasaki Fahrer Fourgeaud auf der Rennstrecke Ricard, der von der Straßenlage auf Anhieb begeistert war. Etwas Feintuning in engen Kurven war noch nötig, aber das war lösbar. Beim 24 Stunden Rennen von Lüttich belegte wenige Zeit später das Duo Fourgeaud/Burki 1976 einen überraschenden 5. Platz.
Für den Bol d‘Or 1976 setzte das französisch-schweizerische Team gleich zwei, von Pierre Doncque gebaute, Honda Goldwing ein. Die Nummer 55 pilotierte das Duo Burkinabe/Mooser und die Nummer 56 die Fahrer Fourgeaud und Fasel. Leider schieden beide Endurance-Maschinen nach 10 bzw. 22 Stunden aus. Dafür beendete die Nummer 56 die 24 Stunden von Spa-Francorchamps noch im gleichen Jahr auf einen sensationellen 4. Platz.
ich hatte 1980 eine neue GL 2 K3 mit egli gabel und konis, hab den jungs auf der landstrasse das hinterrad gezeigt, hab sie nach 3 jahren mit 68 tausend kilometer leider verkauft