Insgesamt 34 Menschen fielen dem Terror der RAF zum Opfer. Zu den bekanntesten Mordopfern gehören Generalbundesanwalt Buback, BDI-Präsident Schleyer und Deutsche Bank Chef Herrhausen. Führungskräfte in Politik, Wirtschaft und Verwaltung sowie amerikanische Soldaten waren die ausgewählten Ziele für die Terroranschläge. Die Methoden der RAF reichten von Bombenanschlägen, über Entführungen bis hin gewagten Attacken von einem Motorrad aus.

Den Auftakt zum sogenannten „Deutschen Herbst“ machte am 7. April 1977 das Attentat auf den damaligen Generalbundesanwalt Siegfried Buback, der auf dem Weg zum Bundesgerichtshof in Karlsruhe ermordet wurde. Buback kann sicherlich als erstes, prominentes Opfer der Roten Armee Fraktion bezeichnet werden. Während die Ermordung Alfred Herrhausens, damaliger Vorstandschef der Deutschen Bank, am 30. November 1989 das Ende der Terroranschläge auf Personen aus Politik und Wirtschaft einleitete.

Auftakt zum „Deutschen Herbst“ auf einer Suzuki GS 750

Am Gründonnerstag 1977 geschah die schreckliche Tat: auf dem Weg zum Bundesgerichtshof in Karlsruhe wurde der damalige Generalbundesanwalt Siegfried Buback am 7. April in seinem blauen Dienst-Mercedes von der Roten Armee Fraktion erschossen. Mit ihm starben Bubacks Fahrer Wolfgang Göbel sowie der Justizhauptwachtmeister Georg Wurster im Kugelhagel der RAF. Der heimtückische Buback-Mord war der erste Terrorakt einer ganzen RAF-Anschlagsserie. Buback galt für die linksgerichtete Terrorszene der 1970er Jahre als herausgehobener Repräsentant des so verhassten „Polizeistaats“.

Das Tat-Motorrad der RAF

Für ihren Anschlag mieteten sich die RAF-Attentäter ein damals sehr populäres Motorrad – eine rote Suzuki GS 750, die später in der Kammer eines Brückenpfeilers der Autobahn im Ortsteil Wolfartsweier gefunden wurde. Für Suzuki war die damalige „Publicity“ alles andere als gewünscht. Denn den fahrbaren Untersatz für einen Terroranschlag gebaut zu haben, passte selbstverständlich nicht zum Image des um Marktanteile buhlenden japanischen Motorradherstellers.

Am 7. April 1977 näherten sich die Attentäter dem blauen Benz an einer Ampelkreuzung von hinten rechts. Als die Ampel die Weiterfahrt signalisierte, zog der Soziusfahrer eine abgesägte HK43 und feuerte unvermittelt fünfzehn tödliche Schüsse auf die drei Männer im Mercedes ab.

Wegen ihrer Beteiligung an dem Buback-Anschlag wurden die RAF-Terroristen Knut Folkerts, Brigitte Mohnhaupt und Christian Klar in den 1980er Jahren zu lebenslangen Freiheitsstrafen verurteilt.

Eine Suzuki GS750 war das Tatfahrzeug 1977

Eine Suzuki GS750 war das Tatfahrzeug 1977 (Foto: Nippon-Classic.de)

Der Mordfall Buback beschäftigte die Justiz über Jahrzehnte

Mit den Urteilen der Jahre 1980 bzw. 1985 war der Mordfall Buback jedoch nicht abgeschlossen. Ende September 2010 musste sich die frühere RAF-Terroristin Verena Becker vor dem Oberlandesgericht Stuttgart wegen Mittäterschaft beim Anschlag auf Siegfried Buback verantworten. Denn Michael Buback, Sohn des ermordeten Generalbundesanwalts mutmaßte, Verena Becker habe die Tatwaffe am Gründonnerstag 1977 auf seinen Vater abgefeuert.

Brisant wurde es im Oktober 2010

Einen Monat später berichtete dann die „Pforzheimer Zeitung“ in einer Samstagsausgabe, dass die für den Buback-Mord verwendete Suzuki GS 750 in einer Garage im Kreis Böblingen wiederentdeckt worden sei –  was für eine Schlagzeile nach über 33 Jahren.

Laut „Pforzheimer Zeitung“ „war das Motorrad 1982 von einem im Kreis Böblingen lebenden Motorradfahrer gekauft worden. Durch eine Annonce im „Wochenblatt“ sei er auf die Maschine vom Typ Suzuki GS 750 (Baujahr 1977) aufmerksam geworden, die dort „spottbillig“ angeboten worden sei. Der Besitzer soll seit zehn Jahren nicht mehr Motorrad fahren.“

Für ordentlichen Zündstoff sorgte jedoch der Umstand, dass Michael Bubacks die mutmaßliche Maschine rund anderthalb Jahre zuvor zum Kauf bzw. zur Besichtigung angeboten worden war. Das hatte Michael Buback damals der Staatsanwaltschaft irgendwie „vergessen“ mitzuteilen, die daraufhin recht verärgert reagierte.

Mehr als anderthalb Jahre später schloss Richter Hermann Wieland die Beweisaufnahme im Verfahren und beendete den Prozess gegen Verena Becker nach 91 Verhandlungstagen. Wer am 7. April 1977 die Suzuki GS 750 tatsächlich fuhr sowie Todesschüsse beim Buback-Attentat abfeuerte, liegt bis heute weiterhin im Dunkeln.

Zynische Fußnote der Geschichte

Suzuki GS Werbung von damals

Suzuki GS Werbung von damals (Quelle: Suzuki, Dietmar Kaufmann)

Weit vor der Tat 1977, und ohne einen Zusammenhang zu erzwingen, warb Suzuki seinerzeit mit dem Slogan: „Die Sportskanone für Scharfschützen“.  Das Ganze war im Nachhinein sehr makaber, aber die damals beauftragte Werbeagentur bekam für den Slogan die Freigabe. Und im Grunde traf auch Suzuki Deutschland keine Schuld, denn die Drucklegung der Prospekte erfolgte zeitlich weit vor dem Attentat auf Buback, welches niemand ahnen konnte. Im Grunde genommen ist eine zynische Fußnote der Geschichte.

Jedenfalls war das Motorrad damals in aller Munde und die verantwortlichen Suzuki-Manager in Heppenheim hätten es sich gerne anders gewünscht. Vermutlich lag es daran, dass die Suzuki GS 750 damals eine der schnellsten Maschinen war, was sowohl Beschleunigung und Durchzug betraf.

Zum 30. Todestag von Alfred Herrhausen

Alfred Herrhausen war eines der letzten der 34 Opfer der linken Terrororganisation. Am 30. November 1989 verließ Herrhausen um 8.30 Uhr sein Haus in Bad Homburg (Hessen) und machte sich auf den Weg zur Deutschen Bank nach Frankfurt. Längst hatten Politik und Wirtschaft ihre prominentesten Vertreter besser vor Anschläge geschützt. So wurde seine gepanzerte Limousine von zwei weiteren Fahrzeugen begleitet – ein Fall wie 1977 sollte sich nicht mehr wiederholen.

Die Wagen bogen um 8.34 Uhr in den Seedammweg ein. Der erste Wagen mit zwei Personenschützern fuhr an einem unauffälligen Kinderfahrrad vorbei. Auf dem Gepäckträger: eine unauffällige Tasche. Nur Sekunden später folgte die Limousine mit Alfred Herrhausen. Die Tasche auf dem Fahrrad explodierte. Eine gewaltige Ladung Sprengstoff schleuderte Herrhausens Limousine herum. Alfred Herrhausen verblutete Minuten nach dem Anschlag auf dem Rücksitz seines Autos.

Fast zwei Jahre lang hatten die Ermittler keine Spur. Dann brachte ein „abgeschalteter“ V-Mann den hessischen Verfassungsschutz auf eine Spur. Im September 1989 habe ihn die auf den Fahndungsplakaten abgebildete RAF-Terroristin Andrea Klump, eine alte Bekannte aus V-Mann-Zeiten, gebeten, sie und den ebenfalls auf Fahndungsplakaten mit Foto gesuchten Christoph Seidler in seiner Wohnung aufzunehmen. Sie hatten ihm erklärt, dass sie auf Herrhausen ein Attentat vorbereiten, und er möge ihnen dabei helfen. Doch diese Spur führte auch nicht dazu, dass der Fall bisher geklärt werden konnte.

Zum 30. Todestag von Alfred Herrhausen beleuchtet ZDFinfo am Freitag, 29. November 2019, ab 20.15 Uhr, in acht Dokumentationen die Geschichte der RAF und ihren Auswirkungen bis in die Gegenwart.