Zwei neue Kawasaki Z-Modelle, die Z 1000 MK II und die Z 1000 ST mit Kardanantrieb (ST = Shaft Transmission), betraten Ende September 1978 die Bühne auf der Kölner IFMA. Technisch gesehen waren beide keine absoluten Neuentwicklungen, aber konnten mit optischen und technischen Überarbeitungen glänzen und lagen im Leistungsausstoß nur unbedeutend leistungsärmer hinter dem damaligen Topmodell Kawasaki Z 1300.
Als Nachfolger der Standard Z 1000 von 1977 fiel der Kawasaki Z 1000 MK2 nicht nur die Aufgabe zu, die Tradition ihres Vorgängers weiterzuführen, sondern auch „verlorene Ehre“ wieder gut zu machen, welche die Z1-R Anfang 1978 durch ihre Schwächen der Marke Kawasaki zugefügt hatte.
Und so frohlockte man im japanischen Akashi schon Anfang 1979 über 1.200 verkaufte Exemplare der MK II und 1.500 des Schwestermodells Z 1000 ST. Quelle der Kraft sollte für beide Modelle der bewährte Z 1000 DOHC-Motor mit 82 PS sein, der mit nur kleinen Änderungen wie einem vergrößerten Vergasereinlass und Modifikation der Abgasanlage bei gleichbleibendem Hubraum nun weit über 90 PS leistete.
Kawasaki MK2 – handlich, stark und kurvensicher
Dem starken MK II Motor waren Schwächen fremd. Das DOHC-Triebwerk leistete 94 PS bei 8.000 U/min sowie ein maximales Drehmoment von 86 Nm, welches bei 7.000 U/min zur Verfügung stand. Obwohl das Schwestermodell Z1000 ST mehr Leistung bot, konnte die MK II ihr durch eine harmonische Leistungskurve Paroli bieten. Ursache hierfür war ein Leistungsloch des Kardanmodells im Teillastbereich zwischen 4.500 und 6.500 U/min, welches dem sportlichen Kettenmodell völlig fremd war.
Die von Kawasaki vorgenommenen Überarbeitungen im Fahrwerksbereich brachten beiden Kawasaki-Modellen große Bewunderung ein. Schon erste Tests offenbarten eine gute Abstimmung und einen hervorragenden Geradeauslauf, jener Punkte, der der Z1-R so viel Kritik einbrachte. Die Kawasaki MK2 konnte hier mit ihrem verkürzten Radstand von 1.485 mm und dem auf 86 mm verringerten Nachlauf punkten. Die verbesserten Federelemente an der Vordergabel in Verbindung mit den optimierten Bremsen und neuen Sintermetall-Bremsbelägen ließen nun wieder einen Vortrieb zu, der erst bei 211 km/h endete.
Dass die Z 1000 MK II nochmals fünf Kilogramm mehr „Speck“ auf die Hüften bekam, störte den überarbeiteten Motor nicht im Geringsten. Mühelos katapultierte der Reihenvierzylinder den 264 Kilogramm wiegenden Brocken in weniger als 4,4 Sekunden auf Tempo 100 und ließ den Vortrieb erst bei mehr als dem Doppelten versiegen.
In umfassender Betrachtung stellte die Kawa MK2 Ende 1978 das deutlich ausgereifte Modell dar. Die enorme Handlichkeit, die niedrigere Sitzhöhe, die hohe Durchzugsstärke, der geringe Benzinverbrauch von etwa 6,5 Liter und nicht zuletzt ihr akustisch unauffälligerer Auftritt setzten die Messlatte auch innerhalb der Marke Kawasaki sehr hoch.
Z 1000 ST – Schwester mit Tourencharakter
Obwohl sich beide Modelle augenfällig aufgrund des Parallelogramm-Designs sehr ähnelten, unterschieden sie sich doch in vielen Punkten. Neben der schon angesprochenen Motorcharakteristik unterschieden sich die Fußrasten, die Reifendimensionierungen, die Cockpitausstattung und die Standrohrdurchmesser der Telegabel. Aber auch Details der hinteren Bremsanlage bis hin zur Lackierung betonten den Unterschied der sportlichen MK II zu der eher tourenangepassten ST.
Zudem besaß die Z 1000 ST eine größere Auspuffanlage und einen potenteren Motor, der zumindest auf dem Papier mit drei Mehr-PS und einem bis zu vier Nm höheren Drehmoment auftrumpfte. Bemerkbar machte sich diese Leistungsspritze allerdings nur in der Endgeschwindigkeit. Zu den weiteren Stärken der ST gehörte eindeutig der Geradeauslauf, der nicht zuletzt der breiteren Dunlop Gold Seal-Bereifung von 3.50 V 19 vorn, 4.00 V 17 hinten (Mark II: 3.25 V 19 vorn, 4.00 V 18 hinten) geschuldet war.
Dass die Kawasaki MK II noch mit Schlauchreifen ausgerüstet war, während die ST bereits über schlauchlose Reifen verfügte, ist nur ein Detail am Rande – Einfluss auf das Fahrverhalten hatte es nicht. Aber auch der um 50 Millimeter verlängerte Radstand (1.535 mm) wirkten sich bei der Z 1000 ST positiv auf den Geradeauslauf aus. Ein klares Plus für den Reisetourer.
Mit 1.485 mm zwischen beiden Achsen stand die Z 1000 MK II eindeutig für mehr Wendigkeit. Mit 12 Kilogramm weniger Gewicht und einer günstigen Verteilung von 49% vorn und 51% hinten punktete sie mit einer gesteigerten Handlichkeit im direkten Vergleich zur kardangetriebenen ST, bei der 63% des Gewichts hinten lagen. Das brachte die ST bei unsanfter Gashand öfter mal auf das Hinterrad.
Der verlängerte Federweg von 200 mm vorn und 100 mm hinten (Mark: 140 mm vorn und 80 mm hinten) wurde als eindeutiger Pluspunkt des spurtreuen Kardanmodells wahrgenommen. Unangenehme Fahrwerksreaktionen auf die verlängerten Federwege blieben aus. Die Langstreckentauglichkeit demonstrierte die ST auch mit dem größeren Tank von 18,3 Litern (MK2: 16,5 Liter). Allerdings gönnte sich das Kardanmodell bei flotter Gangart einen knappen Liter mehr.
Gemeinsamkeiten teilten sich die Z 1000 ST mit der MK II bei den Vergasern, hier versorgten jeweils 4 Mikuni-Zentralschwimmervergaser (Typ: VM 28 SS) mit 28 mm Durchmesser die Motoren. Beide Modelle hatten die gleiche kontaktlose Transistor-Zündanlage wie auch den Drehstromgenerator implantiert. Bis auf die schon beschrieben unterschiedlichen Fahrwerksparameter teilten beide Modelle den gleichen Doppelschleifen-Stahlrohrrahmen mit den fünffach verstellbaren hinteren Federbeinen.
Die Standrohrdurchmesser der hydraulisch gedämpften Teleskopgabel waren mit 40mm bei der ST stärker dimensioniert (36 mm MK II). Ebenso nur im Durchmesser unterschieden sich die Scheiben der Doppelscheibenbremsen vorn (MK II 300 mm, ST 280 mm) und der Einfachscheibenbremse hinten (MK II 290 mm, ST 280 mm). Die MK II gab es in Rot-metallic und Blau-metallic.
Wer sich die Tourenmaschine mit dem problemlosen Wellenantrieb leisten wollte, musste mit 9.968 DM genau 400 DM mehr bezahlen wie für die MK II (9.568 DM). Für Verstimmung sorgte bei beiden Modellen die Aufpreispflicht für das H4-Licht und das die serienmäßig verbaute Hupe von den Motoren übertönt wurde. Außerdem kamen die Anzeigeinstrumente vielen Fahrern trotz ihrer klaren Gestaltung zu klein vor.
Z 1000 im Gebraucht-Check
Auch wenn Kawasaki mit den beiden Z 1000 Modellen MK II und ST sein ramponiertes Image wieder aufpolieren konnte, stehen beide preislich im Schatten der fahrwerksgeschwächten Z1-R. Für eine Z 1000 ST im Topzustand ruft Classic Data bescheidene 4.300 Euro auf, für eine MK2 immerhin schon 5.400 Euro. Die geringe Stückzahl der Kawa Z1-R und ihr imperfekter Auftritt verteuert sie um 2.000 bis 3.000 Euro im direkten Vergleich.
Obwohl beide Versionen an der 100 PS Marke kratzen und Z 1000-Fahrer sicherlich nicht für „Schongang“ bekannt sind, machen hohe Laufleistungen den Z 1000-Motoren nichts aus. Sie sind in der Regel standfest und robust.
Eine Checkliste für den Gebrauchtkauf bietet der Z-Club Germany zum Download an. Der Z-Club macht darin auf folgende Problemzonen aufmerksam:
- Ein rumpelnder Leerlauf kann auf Schäden der Kurbelwellenlager zurückzuführen sein
- Defekte Ventilführen äußern sich mit blauen Qualmwolken am Auspuff
- Motorvibrationen sorgen gerne für defekte Tankanzeigen
Selten sind die Exemplare mit originalen „Vier-in-Zwei“-Auspuffanlagen, die es heute nicht mehr zu kaufen gibt. Nachbauten sind mit Sammler und als „Vier-in-Ein“-Anlage ausgelegt und rosten mehr und minder gern – je nach Fertigungsqualität.
Ersatzteile für die Kawasaki Z 1000 MK II und Z 1000 ST bietet u.a. Roland Lenden aus Oberursel. Die Firma baut im Kundenwunsch auch Z-Kawas wieder komplett neu auf. Grundlage für eine Komplettrestauration sind ein gut erhaltener Rahmen sowie ein unbeschädigter Motorblock.
Kawasaki Z 1000 MK 2 und Z 1000 ST – technische Daten
Einheit | Z 1000 MK II | Z 1000 MK II | Z 1000 ST | ||
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1. Fakten | |||||
Produktionszeit | Jahr | 1979 | 1980 | 1979 bis 1980 | |
Nummerierung | KZT-00A-038416 ~ 43000 | KZT-00A-43001 ~ | KZT-00E-000101 ~ | ||
Farben | Luminous Navy Blue, Luminous Dark Red | Luminous Red Ruby | Luminous Green, Luminous Dark Red; Luminous Red Ruby, Black Pearl |
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Neupreis | DM | 9.568 DM | 9.568 DM | 9.968 DM | |
2. Motordaten | |||||
Motortyp | 4-Zylinder, 4-Takt | 4-Zylinder, 4-Takt | 4-Zylinder, 4-Takt | ||
Ventilsteuerung | DOHC, 2 Ventile/Zyl. | DOHC, 2 Ventile/Zyl. | DOHC, 2 Ventile/Zyl. | ||
Nockenwelle | 2 obenliegend | 2 obenliegend | 2 obenliegend | ||
Hubraum | ccm | 1.016 ccm | 1.016 ccm | 1.016 ccm | |
Bohrung | mm | 70 mm | 70 mm | 70 mm | |
Hub | mm | 66 mm | 66 mm | 66 mm | |
Verdichtungsverhältnis | 8,7:1 | 8,7:1 | 8,7:1 | ||
Vergaser | 4 Mikuni-Rundschiebervergaser (VM 28 SS) mit je 28 mm | 4 Mikuni-Rundschiebervergaser (VM 28 SS) mit je 28 mm | 4 Mikuni-Rundschiebervergaser (VM 28 SS) mit je 28 mm | ||
3. Leistungsdaten | |||||
Leistung | PS | 94 PS | 94 PS | 97 PS | |
bei Drehzahl | min-1 | 8.000 U/min | 8.000 U/min | 8.000 U/min | |
Drehmoment | Nm | 86 Nm | 86 Nm | 90 Nm | |
bei Drehzahl | min-1 | 7.000 U/min | 7.000 U/min | 7.000 U/min | |
Leistungsgewicht | Kg/PS | 2,6 Kg/PS | 2,6 Kg/PS | 2,6 Kg/PS | |
Höchstgeschwindigkeit | km/h | 211 km/ | 211 km/ | 214 km/h | |
4. Abmessungen | |||||
Länge | mm | 2.220 mm | 2.220 mm | 2.280 mm | |
Radstand | mm | 1.485 mm | 1.485 mm | 1.535 mm | |
Leergewicht | Kg | 243 Kg | 243 Kg | 254 Kg | |
5. Bremse | |||||
Bremse vorn | 2 Scheiben 300 mm | 2 Scheiben 300 mm | 2 Scheiben 280 mm | ||
Bremse hinten | 1 Scheibe 290 mm | 1 Scheibe 290 mm | 1 Scheibe 280 mm | ||
6. Antrieb | |||||
Getriebe | 5-Gang Fußschaltung | 5-Gang Fußschaltung | 5-Gang Fußschaltung | ||
Antrieb | Kette | Kette | Kardan | ||
Starter | E-Starter, (Kickstarter) | E-Starter, (Kickstarter) | E-Starter, (Kickstarter) |
Ich trauere den Zeiten hinterher, warum ich damals nicht gleich ein paar dieser Kawas gekauft habe. Eine funkelnagelneue Z 1000 MK2/ST wäre Day größte Glück.
..ja ich (58) hab ne st aus 80, im technisch einwandfreiem Zusatand, bissel schöner als das schnöde Original, ich liebe meinen Drachen auch sehr..
Hallo!
Ich suche verzweifelt so einen schwarzen umlaufenden Heckbügel für meine ST, wie auf dieser Seite auf dem letzten Foto zu sehen ist.
Hat da jemand einen konkreten Tipp? Dann würde ich mich über eine Mail sehr freuen!
Viele Grüße
Jürgen
Ich habe mir im Nov. 2023 eine Kawasaki Mk II (A4 – EZ 1980) in originalem navyblue für 20.500 Euro gegönnt. In absolutem Originalzustand, und zwar mit allen Teilen. Optisch 2+ oder besser. Der Traum meiner Jugend. Der Motor (knapp über 40.000 km) ist kerngesund (Kompressionsmessung). Bei warmem Motor zog sie jedoch intensive blaue Fahnen hinter sich her. Grund: die Maschine wurde immer zu sehr „sorgsam“ behandelt, dh. höchstwahrscheinlich regelmäßiges Warmlaufenlassen im Stand, was für einen luftgekühlten Motor aufgrund der hierdurch sehr unterschiedlich sich ausdehnenden thermischen Felder letztlich zu einem bauchigen Verzug der Zylinderbuchsen geführt hat und somit Ölvernebelungen im Brennraum erzeugt.
Ich habe glücklicherweise einen Bekannten an der Hand, der an diesen Maschinen bei gelernt und lange Jahre bei Kawasaki gearbeitet hatte und nun als selbständiger Kfz-Meister eine Motorradwerkstatt betreibt. Folgende Upgrades/Änderungen werden/wurden nun über den Winter erledigt (Abholung noch diesen Monat): 1. Zylinderbuchsen bei der Fa. Scheuerlein honen, Übermaßkolben mit MoS2-Beschichtung, Ölkühler (versteckte Leitungen), leistungsstärkere Ölpumpe, Dyna-Zündspulen, Stahlflex-Bremsleitungen (schwarz), hochwertige Bremsbeläge, Wechsel auf neue Bridgestone BT 46F, Ventilspiel einstellen, Vergaser synchronisieren, Einfahröl SAE 10/W40, nach 1000km Wechsel auf 20/W50, Gabelöl SAE 15 (etwas zähflüssiger/härter). Das Motorrad bleibt auch danach optisch in Originalzustand, es wird noch diesen Monat (März 2024) fertig. Veranschlagte Kosten mit sämtlichen Arbeitsstunden: 7.500 Euro. Mein Mechaniker sagte, das Motorrad wird für die nächsten hundert Jahre fahren. Nun werden es zwar insgesamt 28.000 Euro, aber, wer diese umwerfend schöne Maschine sieht und weiß, wie rar sie ist, der wird es 100%ig verstehen.
Ich habe mit meiner MK II in meiner Jugend so einige Touren/ Reisen unternommen.
Viele KM ohne Probleme heruntergespult.
Ab und zu mal die Kette nachspannen und Ölstand kontrollieren.
Das war es aber dann auch schon.
7.700 DM habe ich seiner Zeit für mein „Baby“ bezahlt.
40 Jahre später …heute.
Ich hätte SIE gerne zurück.
Ich besitze eine Z1000ST mit Rickman Tourenvollverkleidung, die ich vor über 20 Jahren aus einer Sammlung (gerade eigefahren) gekauft habe. Die ST ist ein traumhaftes Motorrad, mit dem ich (Jahrgang 1960, 191 cm) problemlos stundenlang am Stück fahren kann. Die Sitzhaltung ist für mich ideal, der Reisekomfort bei Temp 120 tadellos und der Kardan einfach super. Regelmäßig das Kardanöl wechseln und sonst vergessen. Wenn mal ein schneller Überholvorgang gefordert ist – einfach aufdrehen, dann geht’s ab. Das Drehmoment ist wunderbar. Ansonsten ab 60 km/h einfach im letzten Gang bleiben.
Vielleicht sollte ich erwähnen, dass mir das Design der meisten heutigen Motorräder meistens einfach nicht zusagt. Ich bin halt mit Motorrädern der 70er Jahre sozialisiert worden, deshalb bleibe ich Ihnen auch treu. Ein Vorteil dieses Motorrades ist auch das Interesse derer, die ich z.B. an Tankstellen kennenlerne. Ein nettes Gespräch ergibt sich schnell. Desgleichen auf Alpenpässen, wie z.B. Furka, Susten, Grimsel etc. Wenn man dort oben aufkreuzt, reibt sich mancher GS-Fahrer die Augen. Gut – die Angst vor einem Schaden fährt, vor allem im Ausland, schon mal mit, denn die Ersatzteilversorgung unterwegs ist naturgemäß angespannt bis nicht vorhanden. Aber nach über 20 pannenfreien Jahren und Fahrten bei Regen, Sonne, Matsch und Schnee muss ich sagen – meine ST ist meine zweirädrige Freundin fürs Leben. Ich hege und pflege sie und freue mich auf jede Ausfahrt. In diesem Sinne – Let the good times roll!
Immer wieder schleierhaft welche Summen für diese Häfn gezahlt werden, aber die Blase ist überwunden und jetzt werden in Auktionen wieder normale Preise um die 10k für gute Modelle gezahlt, alles andere ist einfach Schwachsinn!