Das vergangene Wochenende stand wieder ganz im Zeichen des kleinen, aber feinen Oldtimertreffens in Rüsselsheim. Zum 10. Geburtstag der Winter Classic Bike 2016 scharrte Organisator Werner Kasper wieder das ‚Who-is-Who‘ der lokalen Oldtimer-Szene um sich und präsentierte einzigartige wie spannende Oldtimer-Geschichte auf zwei Rädern.

Winter Classic Bike 2016

Winter Classic Bike 2016 (Quelle: Nippon-Classic.de)

Wie gut sich das Event inzwischen herumspricht, zeigte sich am 24. Januar. Eine Stunde nach Eröffnung füllten sich die historischen Hallen im alten Opelwerk mit hunderten Fans, die sich die Fülle der klassischen Motorräder nicht entgehen lassen wollten.

Tiptop - Ducati-Rennmaschine

Tiptop – Ducati-Rennmaschine (Quelle: Nippon-Classic.de)

Mit den „Asphalt-Schwalben Rhein-Main“ präsentierte sich in diesem Jahr auf der diesjährigen Winter Classic Bike 2016 ein junger Verein, der die Kultmarke aus Suhl mit etlichen Simsons S51 und Sperber vertrat. Wie viel Leidenschaft die Simson-Jünger in die Pflege der alten Marke stecken, zeigt sich deutlich an Christian Bargons S51, der sich die Restauration und aufwändige Airbrush-Veredelung seines Mopeds mal locker fünftausend Euro kosten ließ. „Die Ersatzteilbeschaffung ist nach wie vor leicht und die Motoren sind nahezu unverwüstlich“ resümiert er zu seinem Hobby.

Jüngere Generation – Asphalt-Schwalben mit ihren Simsons

Jüngere Generation – Asphalt-Schwalben mit ihren Simsons (Quelle: Nippon-Classic.de)

„Sally“ und „Lucy“ – zwei seltene Supersportler

Etwas versteckt stellte Heinz Lange zwei Supersportler der jüngeren Honda-Geschichte aus, denen er liebevoll Spitznamen verpasste. „Sally“, die Honda VFR 400 R im Bonsai-Format, gehört zu einer der seltenen Import-Maschinen mit kleinen Scheinwerfern und kann zu Recht als Wolf im Schafspelz bezeichnet werden. Eine exzellente Fahrwerksgeometrie und ein im Vergleich zur baugleichen RC 30 geringeres Gewicht beschert der 61 PS starken Super-Sportlerin noch heute ein sehr gutes Handling. Die nur kurzzeitig in Deutschland verkaufte VFR 400 R kostete 1992 stolze 20.000 DM, was sie heute in Euro aufgewogen wird, soweit man überhaupt eine findet.

Der Adler-Sechszylinder-Umbau zog etliche Blicke auf sich

Der Adler-Sechszylinder-Umbau zog etliche Blicke auf sich (Quelle: Nippon-Classic.de)

Als Heinz Lange über seine VFR 750 R spricht, fangen seine Augen richtig zu leuchten an. Dreimal ist er nach München gefahren, um diesen äußerst seltenen Youngtimer zu ergattern. Dank des drehmomentstarken V4-Motors und einer langen Übersetzung des ersten Gangs, zieht die auch als RC 30 bezeichnete Super-Sportlerin in der untersten Getriebeübersetzung bis auf 130 Sachen hoch. Einzigartig machen die beiden VFR‘s die Manufakturfertigung in Japan, wo sie von Hand in kleinen Stückzahlen gebaut wurden. Bei der VFR 750 R kommt hinzu, dass von ihr gerade einmal 100 Exemplare in Deutschland verkauft wurden. Der fünfstellige Kaufpreis der 112 PS starken Supersport-Maschine schreckte weder vor 25 Jahren noch heute echte Liebhaber ab.

Von der VFR 750 R wurde nur 100 Stück hierzulande verkauft

Von der VFR 750 R wurde nur 100 Stück hierzulande verkauft (Quelle: Nippon-Classic.de)

Egli-Vincent „Black Lightning“

Feste Größe bei der alljährlichen Winter Classic Bike ist Norbert Prokschi aus Aschaffenburg. Der Oldtimer-Restaurator brachte auch 2016 wieder spannende Oldtimer-Bikes mit. Neben einem sensationellen Sprinter-Umbau auf Triumph-Basis zog seine Vincent „Black Lightning“ viele Blicke auf sich. Herzstück ist ein 1.150 ccm großer V2-Motor mit bärigem Drehmoment und satten 90 PS, der sich in einem „New Old Stock“ Rahmen abstützt. Rahmenbauer war eine kleine Firma, die in den 1970er Jahren mit dem Segen des legendären Rahmenkonstrukteurs „Egli-Vincent“-Motorräder fertigte und verkaufte.

Die Egli-Vincent „Black Lightning"

Die Egli-Vincent „Black Lightning“ (Quelle: Nippon-Classic.de)

Den einzigartigen Oldtimer komplettieren Nachbauten der Ceriani-Gabel und –Rennbremse, eine Hinterradnabe in einer Triumph-Ausführung der 1970er Jahre und ein originaler Vincent-Tank. Die Auspuffanlage stammt von einem Spezialisten aus England, der die Schalldämpfer nach Norbert Prokschis Vorgaben anfertigte. Insgesamt werden nach Abschluss der Restauration rund 300 Arbeitsstunden in der liebevoll hergerichteten Vincent stecken. Rechnet man das Material hinzu, summiert sich die Leidenschaft für dieses Schätzchen auf unbescheidene 70.000 Euro.

Honda-Scrambler – CL 77 und CL 250

Honda-Scrambler – CL 77 und CL 250 (Quelle: Nippon-Classic.de)

„Die Vincent ist bereits seit den 70er Jahren mein Traum-Motorrad. Sie müsste mich beim Fahren schon arg enttäuschen, dass ich mich von ihr jemals trennen werde.“

Rückschau – Winter Classic Bike 2015

Eine Rückblick zur letztjährigen Winter Classic Bike gibt es hier.