Die CBR hat bei Honda schon lange Tradition. Denn die drei Buchstaben kennzeichnen Hondas Sportbikes bereits seit den frühen 1980er Jahren. Den Anfang machte die 1983 erschienene CBR400, die es aber nur in Japan zu kaufen gab. Aber schon sie trug einen – allerdings noch einen luftgekühlten – 16-Ventil-Vierzylinder-Reihenmotor in ihrem Rahmen. Drei Jahre präsentierte Honda mit der CBR 600 F (PC 19) das erste vollverkleidete Motorrad in der 600er-Klasse. Damals noch als „Joghurtbecher“ verhöhnt, etablierte sie sich in den folgenden zwanzig Jahren zum sportlichen Allrounder in diesem Segment. Von da aus war es nur noch ein kurzer Weg bis zur aktuellen Honda CBR 650R.
Die taufrische Honda CBR 650 R löst 2019 die 650 F ab
36 Jahre nach dem CBR-Debüt sind zwar viele Änderungen im Detail zu beobachten – statt Vergasern gibt es eine Benzineinspritzung, ein geregelter Katalysator reinigt die Abgase, ABS macht das Bremsen sicherer und die Antihopping-Kupplung schaffte den Weg vom Motorsport in die Serienfertigung. Doch die CBR bleibt eine solche.
Als einfache „R“ verzichtet die neue Honda CBR650R auf jegliche Rennstreckenambitionen, das überlässt sie der „RR“. Vielmehr eignet sich Hondas Mittelklasse-Sportbike – wie gehabt – auch für Touren und wird mit gedrosselten 48 PS auch für A2-Führerscheininhaber interessant. Allen anderen 95 PS zur Verfügung.
Optisch ist die neue CBR650R stark dem aktuellen Superbike, der CBR1000RR Fireblade, angeglichen worden. Kein Wunder, färbt das hohe Image der Fireblade natürlich auch auf die vollverkleidete 650er ab. Dasselbe Rot dient als Grundfarbe, dieselben Farben, Blau und Weiß, werden für das Dekor verwendet. Beim flüchtigen Hinschauen kann man die 650er fast mit der „Blade“ verwechseln. Das gilt insbesondere für die Front, die nun LED-Doppelscheinwerfer aufweist. Die Blade bringt mit 141 kW/192 PS zwar die doppelte Leistung und kostet mit rund 18.000 Euro auch ungefähr doppelt so viel wie die CBR650R, spricht aber einen weitaus kleineren Kundenkreis an.
Gemeinsame Technik mit der CB
Motor, Fahrwerk und Bremsen der CBR 650R sind mit der CB 650R im ‘Neo Sports Café’ Design identisch. Der Fahrer hat es also mit solider, aber nicht wirklich aufregender Technik zu tun. Neu gegenüber dem Vormodell sind die 4,1-Zentimeter-USD-Gabel, das in der Vorspannung siebenfach einstellbare Zentralfederbein, die nun radial angelenkten Vierkolben-Bremssättel an den beiden vorderen Scheibenbremsen und der etwas leistungsfähigere Motor.
Dank höherer Verdichtung und einer deutlich vergrößerten Airbox stehen statt 90 PS nun 95 PS zur Verfügung. Dafür muss der kleine Vierzylinder immerhin 12.000 Touren drehen, was er mit links macht. Wer sportlich unterwegs sein will, darf vor fünfstelligen Drehzahlen keine Scheu haben, obwohl der Durchzug bereits ab etwa 6.000 U/min sehr ordentlich ist und bei 8.500 sein Maximum von 64 Nm erreicht. Fünf bis sechs Liter Benzin auf 100 Kilometern fließen dann durch die Einspritzdüsen, so dass ein Radius von 250 Kilometern ohne Nachtanken gesichert ist.
Das Fahrwerk muss, der Preisklasse entsprechend, ohne Raffinessen auskommen, ist aber sehr sorgfältig abgestimmt. Die USD-Gabel führt das Vorderrad unter allen Bedingungen sauber, das hintere Federbein erfüllt ebenfalls die Erwartungen, die man an ein Sportmotorrad der unteren Mittelklasse haben kann. Kraftaufwand ist beim Fahren nicht vonnöten, denn die 207 Kilogramm schwere CBR650R ist leicht zu fahren; sie lenkt schon mit geringem Druck auf die Lenkerstummel ein und gibt sich auf gutem Asphalt in Kurven mustergültig stabil.
Sehr gut gefällt das leicht und präzise schaltbare Sechsganggetriebe, für das gegen den Aufpreis von 200 Euro ein prächtig funktionierender Quickshifter erhältlich ist. Das kupplungslose Herunterschalten ist in diesem Sonderangebot allerdings nicht enthalten. Ein dickes Lob gebührt der neuen Bremsanlage an der Front, die echte Zweifingerqualitäten aufweist.
Neu ist an der CBR650R auch die Instrumentierung. Das Zentralinstrument ist volldigital und sehr aufgeräumt gestaltet. Zu den üblichen Anzeigen gesellt sich eine Ganganzeige, der Bordcomputer ist unter anderem mit Verbrauchsanzeigen bestückt. Die Verstellung erfordert, der Preisklasse gemäß, eine Direktbedienung am Display; Finessen wie eine Lenkerfernbedienung des Bordcomputers oder auch eine automatische Blinkerrückstellung gibt es nicht.
Dass die Blütezeit von Sportbikes auf dem deutschen Markt seit längerer Zeit vorbei ist, weiß auch Honda Deutschland. Entsprechend vorsichtig hat man in Japan disponiert: Etwa 600 Fahrzeuge meint man im Laufe dieser Saison hierzulande zu einem Preis von 9.290 Euro verkaufen zu können.
Honda CBR650R – Technische Daten:
Motor:
- Typ: Flüssigkeitsgekühlter Vierzylinder-Reihenmotor
- Ventile: 16 Ventile, DOHC
- Hubraum: 649 ccm
- Leistung: 70 kW/95 PS bei 12.000/min (48 PS gedrosselt)
- Drehmoment: 64 Nm bei 8.500/min
- Gemischaufbereitung: Einspritzung
- Kraftübertragung: 6 Gänge, Kettenantrieb
Fahrwerk:
- Stahl-Brückenrahmen
- Vorne: USD-Telegabel ø 41 mm, 108mm Federweg
- Hinten: Leichtmetallguss-Zweiarmschwinge, Zentralfederbein, Vorspannung einstellbar,128 mm Federweg;
- Räder: Leichtmetallguss-Räder; schlauchlose Reifen 120/70 ZR 17 (vorn) und 180/55 ZR 17 (hinten).
- Bremsen: 310 mm Doppelscheibenbremse vorne, 240 mm Einscheibenbremse hinten
Assistenzsysteme:
- Zweikreis-ABS
- abschaltbare Traktionskontrolle
- Antihopping-Kupplung
Maße und Gewichte:
- Radstand: 1.450 mm
- Sitzhöhe: 810 mm
- Gewicht fahrfertig: 207 kg
- Zuladung: 168 kg
- Tankinhalt: 15,4 Liter
Fahrleistungen:
- Höchstgeschwindigkeit: 197 km/h,
- Beschleunigung 0-100: ca. 3,8 sec.
- Normverbrauch: 4,9 l/100 km
- Reichweite: ca. 250 Km
Sonstiges:
- Farben: Rot, Mattschwarz
- Preis: ab 9.290 Euro
[Autor: Ulf Böhringer/SP-X]
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