Kengo Kimura ist ein umtriebiger Tüftler aus Hiroshima, stets sehr beschäftigt und baut derzeit am nächsten Custombike Umbau für die Yokohama Hot Rod Custom Show. Einer seiner letzten Builts ist sein Yamaha SR 400 Bobber „One-Shot“ 007.
400 Kubik na ja, was soll das?
An dieser Stelle seien zwei Sachen erwähnt. Zunächst einmal dürfen wir nicht mit unserer „Brille“ auf 400 ccm Motorräder als Einsteigermaschinen schauen. Denn bedingt durch die japanische Führerscheinregelung und deren Unterteilung in Hubraumklassen, hat die 400-ccm-Hubraumklasse in Japan einen völlig anderen Stellenwert. Den Motorradführerschein für Maschinen bis 400 ccm kann man in Japan relativ leicht machen. Und größere Motorräder werden eh auf 180 km/h Top Speed abgeregelt, bieten also kaum Vorteile. Trotz einer Drosselung auf maximal 59 PS ist die „Bonsai“-Klasse im Land der aufgehenden Sonne äußerst populär und erfreut sich großer Beliebtheit.
Darüber hinaus werden in Japan wohl einige der coolsten Custom-Bikes der Welt gebaut – und das bereits seit Jahrzehnten und nicht erst als junge „Modererscheinung“ wie uns. Aufgrund der geographischen Distanz und hohen Sprachbarrieren ist die japanische Custom-Szene hierzulande aber leider relativ unbekannt. Nur wenige Bikebuilder präsentieren ihre Umbauten hierzulande wie beispielsweise beim berühmten Glemseck101.
Heiwa Motorcycles aus Hiroshima
Kengo Kimura, der während seines Wirtschaftsstudiums in Hiroshima auch Moto-Cross-Rennen fuhr, gründete Heiwa Motorcycles vor zwölf Jahren. Längst erfreut sich die Customschmiede großer Nachfrage und die Auftragsbücher sind zum Bersten voll. Kein Wunder also, dass die japanische Custom-Schmiede seit 2005 schon über 100 Custom Bikes auf die Räder gestellt hat, obwohl sie noch nicht so lange im Geschäft ist wie Go Takamine aus Okinawa. Ja, Kengo und seine vier Mitarbeiter sind richtig fleißig und ohne die Extra-Stunde am Abend würden sie die ganzen Kundenwünsche nicht realisieren können. Inzwischen sind die Jungs mit einer Filiale auch in Los Angeles zu finden.
Motortuning am Yamaha SR 400 Bobber
Für seinen geplanten Bobber-Umbau wurde Kengo in näherer Umgebung von Hiroshima fündig und kaufte eine Yamaha SR 400 aus dem Jahr 1983 mit etlichen Blessuren.
Zunächst nahm sich Heiwa Motorcycles den Motor vor. Kengo vergrößerte den Hubraum der SR 400 auf 526 ccm, verbaute einen modernen Kompressionskolben und spendierte dem „One-Shot“ Bobber einen herrlichen Keihin FCR41mm Flachschiebervergaser mit kurzem Ansaugtrichter und offenen Metallfilter. Äußerlich fallen die vergrößerten Kühlrippen des Motors auf, die Kengo für eine optimierte Kühlung anschweißte.
Ein schwarzes Lack-Finish rundet das Motortuning ab und steht in tollem Kontrast zum gerippten Ölfiltergehäuse. Auslassseitig atmet Kengos Yamaha SR 400 Bobber „One-Shot“ 007 über ein kurze Tüte, die mit dem Krümmer wie aus einem Guss verschmilzt, aus. Jetzt wird jedem klar, Kengos SR 400 Bobber ist ein Wolf im motorischen Schafspelz und eine vollendete Fusion aus Design und Geschwindigkeit.
Bobber ohne Schnickschnack
Heiwa Motorcycles kürzte das Heck der SR und verzichtete auf einen sonst so üblichen Loop. Stattdessen nehmen zwei nach oben laufende Streben das hintere Schutzblech auf. Richtig kniffelig gestaltete sich die Installation von Tanks aus dem Zubehörmarkt, wie Kengo berichtet, da passende Aufnahmen notwendig waren.
Über dem Tank wird der Blick frei auf einen richtig coolen Chromlenker, fraglich, ob der deutsche TÜV das Teil so genehmigt hätte. Konsequent verzichtet der SR 400 Bobber „One-shot“ auf unnützen Schnickschnack. Minimalistische Schalter von Posh-Factory und Instrumente zieren das schlichte Cockpit. Ein kleiner Tacho mit Kilometerzähler und ein Öltemperaturmesser am Rahmenrohr zwischen Tank und Steuerkopf „müssen“ reichen.
Die Lackteile, bestehend aus Tank, den winzigen Schutzblechen und dem eigens von Heiwa gefertigte Kasten im Rahmendreieck, bekamen eine grüne Perleffektlackierung, die je nach Lichteinfall ihre Farbe verändert. Für den martialischen Look haben die Japaner einfache wie wirkungsvolle Ideen umgesetzt. So bekam die SR einen grob gesteppten Bobber-Sattel, ein rustikales Rücklicht mit sichtbaren Kabelkanal aus schwarzem Metall. Zudem verzichteten die Japaner auf die üblichen Speichenräder und setzten stattdessen auf Alu-Gussfelgen, denen sie Avon Roadrider-Puschen aufzogen.
Ich bin der Meinung, dass sich die Yamaha SR 400 Bobber „One-Shot“ 007 von Heiwa Motorcycles auch auf unseren Straßen sehr gut machen würde. Alle Fotos vom japan-Bobber gibt’s in der Fotoshow oben.
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