Die YDS-1 legte 1959 den Grundstein der späteren RD-Baureihe

Nachdem Yamaha Mitte der 1950er Jahre große Erfolge mit ihrer 125er DKW-Kopie YA-1 feierte, suchte das Unternehmen nach weiteren Wachstumsmöglichkeiten. Der Zweitaktspezialist aus Hamamatsu hatte schon früh Ambitionen den bis dahin größten Motorradmarkt für sich zu erschließen. Hierfür brauchte das Unternehmen aber leistungsstärkere Motorräder, um Akzeptanz bei den hubraumverwöhnten Amerikanern zu erlangen. Die Viertelliter-Klasse galt dabei als Minimum.

Yamaha YDS-1 beim Concorso d Eleganza Villa D Este 2014

Yamaha YDS-1 beim Concorso d Eleganza Villa D Este 2014 (Foto: Peter Abelmann)

Folglich legte Yamaha 1957 die zweizylindrige YD 1 mit 247 ccm Hubraum auf, die auch als erste Yamaha in den USA angeboten wurde. Mit einer Maximalleistung von 14,5 PS und knapp 19 Nm Drehmoment versprach die 140 Kilogramm leichte Maschine sportliche Fahrleistungen. Yamaha wollte aber mehr.

Zwei Jahre später feierte die YDS-1, als neu entwickelte sportliche 2-Zylinder 250er Maschine, ihre Premiere. Das Modellkürzel geht simpel auf Yamaha („Y“), 250 ccm Hubraum („D“) und Sport („S“) zurück. Die ästhetische   Linienführung der neuen Yamaha ist das gelungene Werk von GK Design, die seit der YA1 mit dem japanischen Motorrad Hersteller zusammenarbeiteten. Die YDS-1 begründete eine neue Design-Sprache künftiger Yamaha-Motorräder mit einem einzigartigen wie unverkennbaren Stil.

Die Yamaha YDS-1 von 1959 in gold-weißer Lackierung

Die Yamaha YDS-1 von 1959 in gold-weißer Lackierung (Quelle: MESSE BREMEN/ Peter Abelmann)

Ein zeitgemäßer Doppelschleifenrahmen, schlanke Schutzbleche aus Chrom und offene Luftfilter versprühten Leichtigkeit und Sportlichkeit. Der stark nach oben gezogene Kettenschutz ahne echte Funktion und die Platzierung der Batterie am Hinterrad wirkten dagegen noch etwas „unkonventionell“. Wichtigste technische Neuerungen für die Maschine waren das Fünfgang-Getriebe (als erstes japanisches Motorrad damit ausgerüstet), zwei Vergaser und der Drehzahlmesser. Die Maschine leistete 20 PS (ein Plus von 5 PS), und fuhr beeindruckende 150 km/h schnell.

Typisch für die Yamaha YDS-1: Luftfilter im Trommel-Look

Typisch für die Yamaha YDS-1: Luftfilter im Trommel-Look (Foto: Peter Abelmann)

Die YDS-1 gilt als erste japanische Sportmaschine als Meilenstein bei Yamaha und läutete eine neue Epoche im Motorradbau ein. Durch stetige Weiterentwicklung führte die Modellreihe 1970 zur bekannten DS 7 aus der dann die RD 250-Baureihe hervorging. Das Urmodell YDS1 blieb allerdings dem japanischen Heimatmarkt sowie in kleinen Stückzahlen auch dem amerikanischen und australischen Markt vorbehalten.

Yamaha YDS-1

Sportlich angehaucht – flacher Lenker und kleines Windshield (Foto: Peter Abelmann)

Vielzahl technischer Innovationen und weitere Leistungssteigerung

Auf die YDS-1 folgte 1962 die YDS-2 nach. Dieses Modell, das auch nach Europa kam (England, Frankreich, Finnland), hatte neue Mikuni-Vergaser erhalten, die Batterie wanderte hinter die Luftfilter und der Kettenschutz war nun an der Schwinge befestigt. Vorne verzögerte nun eine Duplex-Trommelbremse. Viele kleine Änderungen im Motor führten zu einer 3PS höheren Leistung, bis auf die Lackierung war die YDS2 jedoch noch stark an den Vorgänger angelehnt.

Yamaha YDS-3

Die YDS5 erschien 1964 gründlich überabeitet … (Quelle: Kremer Motorcycles)

Zwei Jahre später, 1964, bringt Yamaha die dritte Generation der YDS-Serie auf den Markt und spendierte ihr eine umfangreiche Frischzellenkur. Bei der YDS-3 hält erstmals die „Autolube“ genannte Getrenntschmierung Einzug in die Serie und wurde ab sofort zum Standard bei allen Yamaha-Motorrädern. Die separate Ölversorgung mit last- und drehzahlabhängig arbeitender Ölpumpe revolutionierte die Zweitakt-Motoren jener Zeit und erhöhte die Zuverlässigkeit besonders bei niedrigen und hohen Geschwindigkeiten. Der Öltank saß leicht zugängig auf der rechten Seite und war zugleich Seitendeckel. Neben verbesserten Fahrleistungen erhöhten die 3-fach verstellbaren Stoßdämpfer den Fahrkomfort und die Handhabung in Stadtgebieten. Die YDS-3 trug erfolgreich zur weiteren Expansion der Marke bei.

Yamaha YDS-3

… und versprach nun mit 24 PS Leistung noch mehr Fahrspaß (Quelle: Yamaha Motor Europe)

Im gleichen Jahr konnten deutsche Motorrad-Fans die sportliche Maschine aus dem Hause Yamaha erstmals auf der Kölner IFMA bestaunen. Generalimporteuer Mitsui aus Düsseldorf holte neben der 24 PS starken YDS-3 zwei weitere Zweitakt-Maschinen auf den Messestand.

Yamaha YDS-3

Yamaha YDS-3 von 1966 (Quelle: CC BY-SA 2.0)_Ronald_Saunders)

Obwohl Yamaha das technische Grundprinzip unverändert ließ, nahm das Unternehmen von der YDS-3 von 1964 bis zur RD 250 von 1974 nicht weniger als 734 Verbesserungen vor! So entwickelten beispielsweise die Ingenieure den Motor mit normaler Umkehrspülung zu einem Triebwerk mit 7-Kanal-System und Membraneinlass weiter. Die Gänge legten sie dichter beieinander. Die Kupplung verpflanzten sie von der Kurbelwelle auf die Getriebe-Hauptwelle. Und sie steigerten die Leistung der Lichtmaschine auf 100 Watt.

Yamaha YDS-3

Yamaha YDS-3 (Quelle: Yamaha Motor Europe)

19.000 Kilometer mit der YDS-3 vom Orient zum Okzident

Unter dem Titel „Accross the deserts and through the mountains“ veröffentliche Yamaha in seiner dritten Newsletter-Ausgabe von 1966 eine kleine, aber imposante Geschichte. Der iranische Student James A. Bastman fuhr auf einer Yamaha YDS-3 von Teheran bis nach Europa und legte dabei 19.000 Kilometer zurück. Auf seinem zwei Monate dauernden Trip durchgequerte er insgesamt 16 Länder über Bagdad, Istanbul, Klagenfurt, Amsterdam bis nach Kopenhagen. Seine DS-3 ließ ihm während der ganzen Zeit nicht im Stich.

Yamaha YDS-3

1966 durchquerte ein iranischer Student in zwei Monaten 16 Länder auf einer YDS-3 (Quelle: Artemas Liu)

Die DS 5 kratzte bereits an der 30 PS Marke

Welches Leistungspotential in dem Zweitakt-Parallel-Twin steckte, macht das Nachfolgemodell der YDS-Baureihe, die DS 5, (eine „4“ hat es nie gegeben) von 1967 deutlich. Das Motorrad leistete inzwischen sagenhafte 29,5 PS und hatte eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h vorzuweisen. Mit Zylindern aus Aluminium und einer neuen Kupplung auf der Getriebewelle rüstete Yamaha sein Erfolgsmodel abermals auf. Ein Elektrostarter (Dynastart) sorgte für angenehmen Komfort. Auch optisch machte die Maschine einiges her. Die Farben Rot, Blau  und Schwarz in Kombination mit reichlich Chrom umschmeichelten das Auge mit einem sportlich-ästhetischen Charme. Ähnlichkeiten zur Suzuki T 20 sind nicht von der Hand zu weisen.

MOTORRAD testete 1970 die Yamaha DS 6 auf Herz und Nieren

Rein äußerlich als Hybrid aus Vorgänger- und Nachfolgermodell stand die DS 6 von 1969 bis 1970 in den Verkaufsräumen der Yamaha-Händler. Die Telegabel und Motor stammen weitestgehend noch von der DS 5, allerdings leitete die Maschine im Ausland nun 30PS (in Deutschland vom von der RWTH Aachen gemessene 27,5 PS). Die Änderungen an der Maschine waren überwiegend optischer Natur. Insgesamt wirkte die neue Maschine deutlich gestreckter. Der klobige Tank wich einem schlanken Tropfendesign, der aber mit seinen bescheidenen 11 Liter Fassungsvermögen für Stirnrunzeln sorgte. Bei einem Durchschnittsverbrauch von 5,9 Liter auf 100 Kilometer waren häufige Tankstopps oblogatorisch. Die Seitendeckel bauten nicht mehr so hoch. Der Lenker war sichtlich weniger gekröpft. Und Tacho und Drehzahlmesser wanderten in separate Gehäuse oberhalb des Scheinwerfers.

Yamaha DS 6

Yamaha DS 6 (Foto: Peter Abelmann)

MOTORRAD-Ikone „Klacks“ schickte 1970 seinen Kollegen Rainer Bratenstein mit einer serienmäßigen Maschine zu einigen nationalen und internationalen Motorradveranstaltungen, um die nagelneue 250er ausführlich zu testen. Vor Mensch und Motorrad lagen einige tausend Kilometer, die es erfolgreich abzuspulen galt. Bereits auf dem Nürburgring bescheinigten die Tester der neuen DS 6 ein erstaunlich gutes Handling und holten sich in der 250er Klasse auch gleich die schnellste Rundenzeit. Auch die Sprintprüfung wurde mit einem Klassensieg und einer Goldmedaille belohnt. Selbst bei der 400 Kilometer langen Solitude-Prüfungsfahrt fuhr die kleine 250er erfolgreich „auf Augenhöhe“ mit den hubraumstärkeren BMWs mit. „Klacks“ kommentierte in seinem Bericht:

„[…] Daraus kann man doch wohl entnehmen, dass diese 250er ein wieselflinker Sprinter für kurze, kurvenreiche Kurse ist, wenn da der richtige Mann draufsitzt. [..] Das Fahrwerk ist auf engen Kursen durch den kürzeren Radstand (Anmerk.: 1.290 mm) sehr wendig.“

Die DS 6 absolvierte die Tests mit Bravour. Nur der Seitenständer und Schalthebel hatten bei der flotten Kurvenhatz Schrammen abbekommen. Bei der Getriebeabstufung monierte Testfahrer Bratenstein ein zu große „Lücke zwischen viertem und fünften Gang“.

Gleiche Konstruktion, aber ständig verbessert – der DS 6 Motor

Herzstück der DS 6 bildete ein seit Jahren bekannter Zweizylinder-Zweitaktmotor mit 246 ccm Hubraum und dem gewohnten Bohrung-Hub-Verhältnis von 56 mm x 50 mm. Das luftgekühlte Triebwerk besitzt fünf Überströmkanale und wird von zwei Mikuni-Schiebvergasern (Typ VM 26 SV) mit 26 mm Durchlass mit den notwendigen Kraftstoff-Luft-Gemisch versorgt. Einmal zum Leben erweckt, leistete die Maschine 27,5 PS bei 7.250 U/min und wuchtete ein Drehmoment von bis zu 28,6 Nm bei 7.000 Touren auf die Kurbelwelle. Mit 12,1 m/Sek. blieb die Kolbengeschwindigkeit dabei in einem sehr erträglichen Maß. Konstruktionsbedingt konnte somit ein übermäßiger Motorverschleiß ausgeschlossen werden. Die „Autolube“-Getrenntschmierung fasste 2,4 Liter Schmierstoff im rechten Seitendeckel, der zum Nachfüllen etwas umständlich nach außen geklappt werden musste. Damals gab es das gute Motoröl noch in Dosen zu kaufen – ohne Trichter eine schöne Sauerei.

Aus dem Stand auf 100 km/h benötigte die 145 Kilogramm schwere DS vertretbare 8,5 Sekunden und fuhr in geduckter Haltung ca. 150 Km/h schnell. Zwei 180 Millimeter große Trommelbremsen verzögerten die Fuhre äußerst wirkungsvoll.

Tipps zum Gebrauchtkauf und Preisspiegel

Egal, ob YDS-3, YDS-5 oder DS 6, alle diese Oldtimer gehören hierzulande zu den selten Vertretern. Entsprechend gestalten sich auch die Preise laut Classic-Data für eine makellose 250er um die 3.000 Euro. Marktpreise liegen Ende 2014 aber schon 600 bis 1.000 Euro darüber.

Die DS 6 und ihre Vorgänger sind relativ unproblematische Motorräder, ziemlich robust konstruiert und leisten sich kaum Schwächen. Vereinzelt treten mit der Zeit Toleranzen bei der Hinterrad-Schwingenlagerung auf, was sich in einem fühlbaren Spiel äußert. Defekte Lager (z.B. Nadellager am Kolbenbolzen, Kurbelwellenlager) und undichte Simmerringe sind typische Verschleißerscheinungen und dürfen nach fast fünf Jahrzehnten nicht überraschen. Aber auch durchgebrannte Kolben kommen vor, wie Torsten Bischof leidvoll mit einer 1969er DS 6 selbst erlebte (Quelle: www.alter-schrauber.de):

„Sie lief wie der Teufel und fraß Kolben ohne Ende. So brauchte ich für eine Fahrt von Cuxhaven nach Wangen im Allgäu und zurück gleich drei Kolben (in allen war ein Loch drin!). Aber darauf war ich vorbereitet, der Wechsel war reine Routine!“

Bei diesen älteren Modellen gestaltet sich die Suche nach Ersatzteilen nicht ganz so leicht wie bei den RD-Modellen. Insbesondere der amerikanische Markt bietet hier noch mehr Auswahl. Mit über 47 Jahren Erfahrung hält die Firma „Speed and Sport Inc.“ in den USA mehr als 15 Millionen Neu- und Gebrauchtteile auf Lager. Aber auch „CMSNL“ aus Holland und Yamaparts aus Schweden können mit Ersatzteilen und Manuals weiterhelfen.

Technische Daten Yamaha YDS-1 bis DS 6

EinheitYDS-1YDS-3YDS-5DS 6
1. Fakten
ProduktionszeitJahr1959 bis 19611964 bis 19661967 bis 19681969 bis 1970
Nummerierung (Rahmen)StartYDS1Y23DS5DS6
FarbenGold/WeissRot / Blau / SchwarzRot / Blau / SchwarzBlau / Rot
NeupreisDM2.895 DM
2. Motordaten
Motortyp2-Zylinder, 2-Takt2-Zylinder, 2-Takt2-Zylinder, 2-Takt2-Zylinder, 2-Takt
VentilsteuerungSchlitzsteuerung,
5 Kanäle
Schlitzsteuerung,
5 Kanäle
Schlitzsteuerung,
5 Kanäle
Schlitzsteuerung,
5 Kanäle
Nockenwellekeinekeinekeinekeine
Hubraumccm246 ccm246 ccm246 ccm246 ccm
Bohrungmm56 mm56 mm56 mm56 mm
Hubmm50 mm50 mm50 mm50 mm
Verdichtungsverhältnis7,3:17,5:17,5:17,3:1
Vergaser2 Mikuni-Rundschiebervergaser mit je 20 mm2 Mikuni-Rundschiebervergaser (VM 24 SC) mit je 24 mm2 Mikuni-Rundschiebervergaser (VM 24 SC) mit je 24 mm2 Mikuni-Rundschiebervergaser (VM 24 SC) mit je 26 mm
3. Leistungsdaten
LeistungPS20 PS24 PS29,5 PS30 PS (Deutschland 27,5)
bei Drehzahlmin-17.500 U/min8.000 U/min8.000 U/min7.500 U/min
DrehmomentNm18,6 Nm24,5 Nm26,7 Nm28,6 Nm
bei Drehzahlmin-16.000 U/min6.000 U/min7.500 U/min7.000 U/min
LeistungsgewichtKg/PS7,5 Kg/PS6,6 Kg/PS5,0 Kg/PS4,6 Kg/PS
Höchstgeschwindigkeitkm/h140 km/h150 km/h150 km/h150 km/h
4. Abmessungen
Längemm1.990 mm1.990 mm1.990 mm1.990 mm
Radstandmm1.290 mm1.293 mm1.290 mm1.290 mm
LeergewichtKg150 Kg159 Kg148 Kg138 Kg
5. Bremse
Bremse vornDuplex 180 mmDuplex 180 mmDuplex 180 mmDuplex 180 mm
Bremse hintenSimplex 180 mmSimplex 180 mmSimplex 180 mmSimplex 180 mm
6. Antrieb
Getriebe5-Gang Fußschaltung5-Gang Fußschaltung5-Gang Fußschaltung5-Gang Fußschaltung
AntriebKetteKetteKetteKette
StarterKickstarterKickstarterKickstarter, E-StarterKickstarter