Bereits in den 1960er Jahren machte sich Yamaha mit Modellen wie der heute legendären DT-1 einen Namen als führender Enduro-Hersteller. Diese „Dirt Track“ Maschinen machten unmissverständlich klar, wo ihr Einsatzgebiet lag. Und Yamaha erschloss mit diesem neuen Motorradtyp – insbesondere in den USA – erfolgreich ein völlig neues Marktsegment in allen Hubraumklassen bis 400 ccm. Doch für den harten Offroad-Einsatz waren diese, von Straßenmotorrädern abgeleiteten, „Scrambler“ nicht geeignet. Hierfür bedarf es echter Enduros, wie der hier vorgestellte Yamaha IT 490.
Entwicklungsgeschichte der Yamaha IT
Während die DT-Modelle durchaus alltagstauglich waren, rief Yamaha Mitte der 1970er Jahre die IT-Serie ins Leben, deren kompromisslose Enduros ausschließlich für den harten Wettbewerbseinsatz konstruiert wurden. Das erste Modell war 1976 die Yamaha IT 400, die von den YZ Motocross-Modellen abgeleitet ist. Die Bezeichnung YZ tauchten erstmals 1974 auf dem US-Markt auf. Damals gab es eine 125er, einer 250er und eine 360 ccm Variante. 1976 wurde aus der YZ 360 eine 400er und im gleichen Jahr tauchte auch die erste IT auf, ebenfalls mit 400 ccm basierend auf der YZ.
Im darauffolgenden Jahr präsentierte Yamaha bereits eine ganze IT-Baureihe mit 175, 250 und 400 ccm-Motoren, letztere sind bis auf den Motor baugleich. Diese Motorisierungsklassen hielten sich konstant bis 1979. 1980 tauchte zusätzlich noch eine Yamaha IT 125 auf und die 400er wurde durch die 425 ccm Version ersetzt. Gleichzeitig ersetzte Yamaha die YZ 400 durch die YZ 465, deren Motor 1981 auch die Yamaha IT übernahm. 1982 erfolgte dann der Sprung auf 490 ccm Motoren, zuerst bei der YZ, ein Jahr später folgte dann abermals die Yamaha IT 490 nach. Diese IT 490 wurde bis 1984 gebaut.
Das harte Ende und wie es weiterging
Ein Jahr später, 1985, stellte Yamaha seine IT-Modellpalette mehr oder minder komplett ein. Einzig die IT 200 vermochte sich noch bis 1986 zu halten. Damit verschwand die Bezeichnung IT aus Yamahas Verkaufslisten.
1991 wagte Yamaha noch einmal einen Neuanfang mit WR-Zweitakt-Enduro-Baureihe, die bis 1997 erfolgreich bei Enduro-Wettbewerben mitmischte. Eine 200er die nur 1992 gebaut wurde, eine 250er die durchgehend von 1991 bis 1997 gebaut wurde und die WR 500, die vom Motor her nahezu identisch mit den alten luftgekühlten 490er Modellen ist. Die Modelle mit 200 und 250 ccm Hubraum wurden bereits von einem wassergekühlten Motor angetrieben. 1997 verschwindet als letzte 2-Takt-Enduro die WR 250 ZJ aus Yamahas Lieferprogramm.
Seit dem steht „WR“ für die modernen 5-Ventil 4-Takter mit 250, 400, 426 und 450 ccm. Nur in der YZ-Reihe werden weiterhin 125er und 250er 2-Takt-Crosser gebaut, die aber auch immer mehr Konkurrenz durch die YZ-4-Takter bekommen. Im Gegensatz zu Honda (CR 500) und Kawasaki (KX 500) hat Yamaha nie eine wassergekühlten 500er 2T-Enduro gebaut. Auch eine Auslasssteuerung (YPVS) gab es nie bei Yamaha-Halbliter-Enduros. Heute sind Enduros und Motocross-Maschinen mit Zweitakt-Herz nahezu verschwunden. Umso schöner ist es so einen seltenen Dinosaurier am Leben zu halten und auch mal brüllen zu lassen!
Restauration einer Yamaha IT 490
Moris Kittner, in der Szene auch als „Schrauber-Moritz“ bekannt, hat eine Yamaha IT 490 von 1984 wiederbelebt und ihr einen 83’er Motor von der baugleichen YZ 490 spendiert, der sich nur in den Steuerzeiten unterscheidet. Die Zündanlage wurde erneuert.
Den Motor hat Moris generalüberholt und ihm einen neuen Kolben spendiert. Der Zylinder wurde entsprechend neu eingeschliffen und die Kurbelwelle nebst Pleuel durch Neuteile ersetzt. Da die Yamaha IT 490 – insbesondere in Deutschland – eine absolute Seltenheit ist, gstaltete sich die Ersatzteilbeschaffung nicht ganz einfach. Die erforderlichen Teile besorgte sich Moris daher größtenteils aus den USA und UK, da die Yamaha Händler in Deutschland wenig Lust auf alten Kram haben. Die Leistung des 487 ccm Zweitakters lässt sich nicht mehr ganz bestimmen, sollte aber zwischen 35 und 44 PS liegen.
Ebenfalls neu sind alle Lager sowie der Kabelbaum. Hinten bekam seine IT 490 einen Stoßdämpfer von Fahr-Werk-B, während die Telegabel noch der Serie entspricht, aber progressive Gabelfedern von Wirth bekam. Es gab zu dem einen neuen Stahllenker. Felgen und Naben befinden sich im Originalzustand, nur die Bremsen wurden überholt. Der Schalldämpfer stammt aus einer Yamaha-YZ von 1983.
Bei der Restauration achtete Moris darauf Enduro-typische Gebrauchsspuren zu erhalten. So wurden die Kunststoffteile nicht ersetzt oder lackiert, sondern nur aufgearbeitet und poliert. Hier stand ihm „GS-Opa Ede“, der selbst alte XT’s besitzt, tatkräftig zu Seite.
Technische Daten Yamaha IT 490
Motor
- Typ: Einzylinder Zweittakt, luftgekühlt
- Hubraum: 487 ccm
- Bohrung × Hub: 87 × 82 mm
- Verdichtung: 6,9 : 1
- Leistung: 35 PS bei 6.000 U/min
- Drehmoment: 42 NM bei 5.500 U/min
- Vergaser: Mikuni VM38SS
- Starter: Kickstarter
Fahrwerk
- Rahmentyp: Zweischleifenrahmen geschlossen
- Federung vorne: 43 mm luftunterstützte Telegabel mit 300 mm Federweg
- Federung hinten: Leichtmetallschwinge mit Zentralfederbein und 300 mm Federweg, Dämpfung einstellbar
- Reifen: vorn 3.00 – 21 – 4PR, hinten 150/80 – 18 – 4PR
- Bremsen: vorne Duplex Trommelbremse, hinten: Simplex Trommelbremse
Abmessungen
- Länge: 2190 mm
- Radstand: 1435 mm
- Sitzhöhe: 944 mm
- Bodenfreiheit: 332 mm
- Gewicht: 112 kg (ohne Öl und Benzin)
Ich danke ganz herzlich Felix Henkelmann für seine umfangreichen Recherchen zur IT 490 und Moris Kittner für die vielen Fotos seiner Maschine.
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