Die T 350 mogelte beim Hubraum

Nachdem die T 305 nur ein sehr kurzes Dasein fristete, stellte Suzuki 1969 die neue T 350 Rebel in den USA vor. Diejenigen, die auf eine echte 350 ccm Maschine hofften, wurden allerdings enttäuscht, da der Motor mit 315 ccm Hubraum tatsächlich kleiner ausfiel.

Optisch und technisch entsprach das Modell der kleinen Schwester T 250, verfügte jedoch über etwas mehr Leistung – zwischen 3 bis 7 PS je nach Modelljahr. Der Rennfahrer Joe Eastmure verhalf der Rebel in Australien zu einem legendären Status, nach dem er Anfang der 1970-er Jahre auf einer T 350 zweimal bei dem Castrol 6-Stunden-Rennen in Amaroo siegte.

Toll restaurierte Suzuki T 350 von 1969

Toll restaurierte Suzuki T 350 von 1969 (Foto: Nippon-Classic.de)

Während auf dem japanischen Heimatmarkt 1971 die Maschine schon als GT 350 angeboten wurde, lief die Vermarktung unter der Bezeichnung T 350 J in den Exportländern bis 1972 weiter. Die Nachfolge übernahm 1972 die Suzuki GT 380 mit einem Dreizylinder-Triebwerk, welches bis 1980 ein Dauerbrenner in Suzukis Modellpalette gewesen war.

Vergrößerter T 250 Motor mit beachtlichem Leistungsgewicht

Äußerlich und innerlich unterschieden sich 250‘er und 350‘er Motoren von Suzuki bis auf den Hubraum nicht wirklich. Auch die Suzuki T 350 verfügte über einen fahrtwindgekühlten Zweizylinder-Zeitakt-Motor. Die Dreikanal-Schlitzsteuerung kennzeichneten zwei Überströmkanäle und ein Einlasskanal je Zylinder. Durch eine auf 61 Millimeter vergrößerte Bohrung wuchs der Hubraum bei identischem Hub auf insgesamt 315 ccm.

Der T 350 Motor wurde von 2 Mikuni Schiebevergasern mit 32 mm Durchlass befeuert

Der T 350 Motor wurde von 2 Mikuni Schiebevergasern mit 32 mm Durchlass befeuert (Foto: Nippon-Classic.de)

Zwei Mikuni-Schiebervergaser mit je 32 Millimeter (VM 32 SC) Durchlass speisten den T 350 Motor mit dem notwendigen Kraftstoff-Luft-Gemisch. Die Motorschmierung erfolgte Suzuki-typisch mittels „Posi Force Lubrication“ Öleinspritzung, die exakt jener der mit der T 250 entsprach und 1,8 Liter Motoröl fasste. Zweitaktfahrer freute der automatische Benzinhahn, der das gefürchtete Vergaserfluten verhinderte.

Wie bei MZ hat die T350 den Kickstarter auf der linken Seite

Wie bei MZ hat die T350 den Kickstarter auf der linken Seite (Foto: Nippon-Classic.de)

Der feurige Zweitakter mochte und verkraftete hohe Drehzahlen. Bei 7.500 U/min lag eine Maximalleistung von 39 PS an (Modell T 350 R sogar 40 PS). Damit erreichte die Rebel ein beachtliches Leistungsgewicht von nur 3,6 Kilogramm pro PS, da die Leistung überproportional zum Gewicht zunahm. Das maximale Drehmoment wuchs auf 39,2 Nm bei 6.500 Umdrehungen. Spürbar wurde die Kraftentfaltung des Motors ab 3.500 Touren. Gab der Fahrer dann plötzlich Vollgas beschleunigte die T 350 turbinenartig nach vorn. Den Vorwärtsdrang quittierte das Triebwerk mit einer blauen Qualmwolke. Und in den Füßen machten sich ab 5.500 Touren spürbare Vibrationen bemerkbar.

Das 6-Ganggetriebe stimmten die Suzuki-Ingenieure passend zur Motorleistung ab, so dass sich der Fahrer niemals durch ein Leistungsloch quälen musste. Die Gangwechsel gingen dabei spielend leicht von statten. Der Motor hatte mit den 147 Kilogramm Trockengewicht wenig Mühe und beschleunigte das Bike auf bis zu 175 km/h.

Die 39 PS der T 350 kamen spielend mit dem 149 Kg schweren Motorrad zurecht

Die 39 PS der T 350 kamen spielend mit dem 149 Kg schweren Motorrad zurecht (Foto: Nippon-Classic.de)

Die Suzuki T 350 Rebel teilt sich das Fahrwerk mit der T 250

Da die Motorleistung der T 350 das solide Fahrwerk vor keine echte Herausforderung stellte, kam der stabile und mehrfach versteifte Doppelschleifen-Stahlrohrrahmen auch bei der T 350 Rebel zum Einsatz. Der japanische Motorradhersteller hatte beim Modellwechsel von der T 20 zur T 250 den Rahmen mit zusätzlichen Verbindungsblechen und -rohren deutlich verstärkt.

Wirkungsvolle 200 mm Duplex-Bremse am Vorderrad

Wirkungsvolle 200 mm Duplex-Bremse am Vorderrad (Foto: Nippon-Classic.de)

Das vordere Fahrwerk bestand aus einer hydraulisch gedämpfte Telegabel mit 38 mm Standrohren und einer erstklassigen Duplex-Bremse mit 200 mm Durchmesser, die der rasanten Beschleunigung der Suzi effektiv Einhalt bot. Hinten arbeitete eine Doppelschwinge mit verstellbaren Federbeinen und einer 180 mm große Trommelbremsen, deren Seilzugbetätigung unter Belastung schnell ermüdete.

Der Scheinwerfer der Suzuki T 350 war unten etwas abgeflacht

Der Scheinwerfer der Suzuki T 350 war unten etwas abgeflacht (Foto: Nippon-Classic.de)

T 350 hierzulande fast unbekannter Oldtimer

Was sich für die T 250 sagen lässt, gilt auch für ihre große Schwester. Da die Maschine hierzulande nahezu unbekannt ist, stellt die Beschaffung von Ersatz- und Verschleißteilen eine größere Herausforderung dar. Positiv ist allerdings die Verwendung von Gleichbauteilen zwischen den verschiedenen Modelle, so dass auch T 250 Teile für diesen Motorrad-Oldtimer passen.

Ganz selten: originale Luftpumpe der Suzuki T 350

Ganz selten: originale Luftpumpe der Suzuki T 350 (Foto: Nippon-Classic.de)

Einige niederländische und britische Händler haben sich auf die T- und GT-Baureihe spezialisiert, die auch Teile für die Suzuki T 350 vorhalten. Sehr zu empfehlen ist  der Shop von Marcel Vlaandere („Classic Suzuki Parts“). Marcel restauriert auch auf Kundenwunsch seltene Oldtimer.

Ca. 3.200 Euro werden für eine T 350 „J“ von 1972 in einem guten Zustand fällig. In Großbritannien lassen sich einige Exemplare in unterschiedlichem Zustand auftreiben. Teilweise stammen diese aber auch aus den USA und wurden von den jeweiligen Besitzern gerne nach eigenen Vorstellungen angepasst, so dass bspw. der Tank nicht zum jeweiligen Baujahr passt.

Der rechte Seitendeckel beherbergt den Ölvorrat für die "Posi Force" Einspritzung

Der rechte Seitendeckel beherbergt den Ölvorrat für die „Posi Force“ Einspritzung (Foto: Nippon-Classic.de)

Suzuki T 350 technische Daten.

EinheitT 350 / T 350 IIT 350 RT 350 JGT 350
1. Fakten
ProduktionszeitJahr1969 bis 1970197119721971
Nummerierung (Rahmen)StartT350-20746 bis 31492T350-31493 bis ?
FarbenWhite, Candy Sophia Green, Scarlet Medium Red,Candy Yellow, Candy Lime GreenCandy Corporate Blue, Pearl Orangen/a
NeupreisDMn/an/an/an/a
2. Motordaten
Motortyp2-Zylinder-Reihe, 2-Takt2-Zylinder-Reihe, 2-Takt2-Zylinder-Reihe, 2-Takt2-Zylinder-Reihe, 2-Takt
Ventilsteuerungschlitzgesteuertschlitzgesteuertschlitzgesteuertschlitzgesteuert
Nockenwellekeinekeinekeinekeine
Hubraumccm315 ccm315 ccm315 ccm315 ccm
Bohrungmm61 mm61 mm61 mm61 mm
Hubmm54 mm54 mm54 mm54 mm
Verdichtungsverhältnis6,9:16,9:16,9:16,9:1
Vergaser2 Mikuni Schiebervergaser (VM 32 SC) mit je 32 mm2 Mikuni Schiebervergaser (VM 32 SC) mit je 32 mm2 Mikuni Schiebervergaser (VM 32 SC) mit je 32 mm2 Mikuni Schiebervergaser (VM 32 SC) mit je 32 mm
3. Leistungsdaten
LeistungPS39 PS39 PS36 PS33,5 PS
bei Drehzahlmin-17.500 U/min7.500 U/min7.000 U/min8.000 U/min
DrehmomentNm39,3 Nm39,3 Nm38,2 Nm30,7 Nm
bei Drehzahlmin-16.500 U/min6.500 U/min8.000 U/min7.500 U/min
LeistungsgewichtKg/PS3,8 PS/Kg3,8 PS/Kg4,3 Kg/PS4,4 PS/Kg
Höchstgeschwindigkeitkm/h175 km/h175 km/h175 km/h175 km/h
4. Abmessungen
Längemm1.976 mm2.010 mm2.030 mm2.010 mm
Radstandmm1.290 mm1.295 mm1.300 mm1.295 mm
LeergewichtKg149 Kg147 Kg154 Kg147 Kg
5. Bremse
Bremse vornDuplex 200 mmDuplex 200 mmDuplex 200 mmDuplex 200 mm
Bremse hintenSimplex 180 mmSimplex 180 mmSimplex 180 mmSimplex 180 mm
6. Antrieb
Getriebe6-Gang Fußschaltung6-Gang Fußschaltung6-Gang Fußschaltung6-Gang Fußschaltung
AntriebKetteKetteKetteKette
StarterKickstarterKickstarterKickstarterKickstarter