Suzuki T 125 Stinger…was ist das denn für ein Ding? Die Frage ist durchaus berechtigt, denn der agile Zweitakter ist hierzulande eine absolute Ausnahmeerscheinung. Manfred Schönherr vom Wasserbüffelclub ging dem Mythos „Stinger“ für die damaligen Nippon-Classic IG nach, worauf der folgende Beitrag basiert.

T 125 Stinger Debüt im Jahr 1969

Auf einigen Exportmärkten wurde die Sloper-Maschine als „Stinger“ – zu Deutsch: „Stachel“ – bezeichnet, mit kleineren Hubräumen auch als T90/T95 verkauft und im Heimatland Japan war die T125 als „Wolf“ bekannt. Ja, so ähnliche Motorräder mit hochdrehenden Motoren hatten die Techniker in Hamamatsu auch schon in den frühen Sechzigern als Rennmaschine konzipiert.

Die Suzuki T 125 Stinger debütierte 1969 in der Farbe Roman Red

Die Suzuki T 125 Stinger debütierte 1969 in der Farbe Roman Red (Foto: Nippon-Classic.de)

Die T 125 Stinger wurde zum Modelljahr 1969 vorgestellt. Die Eckdaten waren erstaunlich, zumal in diesen Jahren noch reichlich Zweizylinder in der 125er Klasse gebaut wurden. Yamaha baute solch schöne Zweitakter in verschiedenen Interpretationen, aber auch Motobecane, Benelli und eben Suzuki. Von Honda gab es mit der CB 125 eine vernunftbetonte Vertreterin aus der Viertaktfraktion.

Die Verchromte Auspuffanlage hatte die Stinger nur im Modelljahr 1969 Die Verchromte Auspuffanlage hatte die Stinger nur im Modelljahr 1969

Die Verchromte Auspuffanlage hatte die Stinger nur im Modelljahr 1969 (Quelle: Nippon-Classic.de)

Heute wäre die Suzuki Stinger ein fertigungstechnischer und kalkulatorischer Wahnsinn. Aber damals durften die Techniker noch ihre Kreativität ausleben ohne von Controllern gemaßregelt zu werden. Denn es gab noch ein anderes, auch als T125 bezeichnetes Motorrad, welches im gleichen Zeitraum hergestellt wurde. Hier handelt es sich aber um einen Twin in der Machart einer Suzuki T 20, der auf vielen Märkten außer Deutschlands offiziell verkauft wurde.

Das kleine 125er Motorrad wurde als „Stinger“ („Stachel“) bezeichnet

Das kleine 125er Motorrad wurde als „Stinger“ („Stachel“) bezeichnet (Quelle: Nippon-Classic.de)

T 125 Stinger Modelljahr 1969

Die erste Version der Suzuki T 125 Stinger dürfte in Europa kaum verkauft worden sein. In Deutschland sowieso nicht, in der Schweiz (wo-möglich im Kanton Wallis?!) sowie England (ja die Wurzeln!), Frankreich (mon dieu), Benelux und Skandinavien in ganz kleinen Dosierungen. Italien war ja durch Importverbot unter 250 ccm Hubraum gestraft – die wussten schon damals die heimische Zweiradindustrie zu schützen.

Typisch war der hochgezogene Auspuff zu beiden Seiten

Typisch war der hochgezogene Auspuff zu beiden Seiten (Quelle: Nippon-Classic.de)

Die Modelle des Modelljahres 1969 wurden fast ausschließlich für die USA gebaut – in der damals einzig wählbaren Farbe hieß Roman Red (ciao belle Italia!). Wie viele Maschinen damals produziert wurden, wird allerdings ein Rätsel bleiben. Einige Importeure hatten vielleicht einen guten Draht nach Hamamatsu und bekamen wenigstens „Anschauungsmaterial“ geliefert, viel mehr sicherlich nicht.

Einmalige Merkmale der ersten T 125 Stinger sind die verchromte, hochgezogene Auspuffanlagen mit dem schwarzen Hitzeschild. Der Tank trug noch ein rundes Emblem mit dem für diese Baujahre so typischen Suzuki „S“. Die formale Ausgestaltung des vorderen Schutzbleches wurde jedoch dem Geschmack der Importländer angepasst, ebenso wie der Scheinwerfer und das Rücklicht.

Erkennungszeichen #1: der Sloper-Motor der T 125 Stinger

Erkennungszeichen: der Sloper-Motor der T 125 Stinger (Quelle: Nippon-Classic.de)

Das Modelljahr 1970

Interessanter wird die Geschichte beim Modelljahr 1970. Hier  nennt uns die Typologie den Zusatz Stinger T125II, also Strich Zwei oder Mark Two. Von diesem Modell dürften die meisten Exemplare gebaut worden sein. Den Rahmennummern folgend, könnten das durchaus etwa 90.000 Einheiten gewesen sein. Soviel, werden sich einige fragen? Nein, eigentlich sehr wenig. Ich möchte nicht wissen, oder eigentlich doch, was Honda im Zeitraum eines Jahres von der CB 125 auf den Weltmarkt geworfen hat?! Egal, die 1970er Stinger gab es endlich auch in Europa in erquicklichen Stückzahlen, aber auch hier wieder nur in ausgesuchten Ländern.

Die T 125 Stinger mobilisierte muntere 15 Pferdchen

Die T 125 Stinger mobilisierte muntere 15 Pferdchen (Quelle: Nippon-Classic.de)

Deutschland? Immer noch Fehlanzeige! Gut verkauft hat sich die Suzuki T 125 Stinger auch in Thailand, Singapore, Malaysia, Australien, Neuseeland, Ozeanien und – jetzt kommen echte Hämmer – Reunion, Madagaskar, westindische Inseln und in Südamerika. Dieses1970er Modell gab es nun in drei Farben, wobei Phiolina Yellow wohl sehr selten ist und auch in den USA lieferbar war, wie ein Dealer-Bulletin Auskunft gibt. Das US-Prospekt weist nur Pop Green aus! Und Candy Yellow gab es auch noch auf dem übrigen Weltmarkt.

Suzuki T 125 Stinger

Ab 1970 gab es die Suzuki T 125 in drei Farben: Phiolina Yellow, Pop Green und Candy Yellow (Quelle: Heiner Jakob)

Hervorstechende Merkmale sind die nun schwarze Auspuffanlage mit verchromten Hitzeschilden. Das runde Emblem mit dem SUZUKI  „S“ verschwand zu Gunsten eines aufgeklebten Schriftzuges und der SUZUKI-Schwinge als Metallemblem. Und jetzt endet eigentlich die Geschichte schon! Denn dieses 1970er Modell wurde wohl so oft gebaut, dass damit noch bis ins Jahr 1973 in einigen Märkten gehandelt wurde.

Extrawurst für die USA und Kanada

Lediglich die USA und Kanada bekamen die Extrawurst in Form einer Suzuki T125R. Das R kennzeichnet bei Suzuki das Modelljahr 1971. Wichtigste Änderungen waren die Formgebung des Tanks mit einem Gummikniekissen in Form eines Geodreiecks sowie ein etwas längeres, hinteres Schutzblech mit etwas längerer Sitzbank und geändertem Sitzbezug.

Der lange Tank mit Kniepads war ein Erkennungszeichen der T125

Der lange Tank mit Kniepads war ein Erkennungszeichen der T125 (Quelle: Nippon-Classic.de)

In dieser Optik wurden für den übrigen Weltmarkt, vornehmlich Asien, auch die T90/T95 hergestellt.

Die für alle Baureihen der Suzuki Stinger so typische, hochgelegte Auspuffanlage macht sie eigentlich unverwechselbar, sieht man von der offenen Rahmenbauweise und der optischen Motorauslegung ab. Auch wenn es nun keine Sau mehr interessiert, es gab auf Wunsch sogar eine untenliegende Auspuffanlage, wohl aber erst ab etwa 1970. Komplett verchromt, mit abgeschrägten Topfen a la Benelli 250 oder Motobecane 125.

Die angezeigten 140 Sachen schaffte die Suzuki T 125 allerdings nicht

Die angezeigten 140 Sachen schaffte die Suzuki T 125 allerdings nicht (Quelle: Nippon-Classic.de)

Ersetzt wurde die Stinger dann 1973 durch die Suzuki GT 125 K, noch mit Trommelbremse vorn.

T 125 Suzuki

Die Suzuki GT 125 löste die Stinger ab (Quelle: Jean-Noel Chauvelot)

Technische Daten Suzuki T 125 Stinger

EinheitSuzuki T 125 Stinger
1. Fakten
ProduktionJahr1969-1973
Nummerierung (Rahmen)Startn/a
FarbenRoman Red, Phiolina Yellow, Pop Green, Candy Yellow
NeupreisDMn/a
2. Motordaten
Motortyp2-Zylinder, 2-Takt
Ventilsteuerungschlitzgesteuert
Nockenwellekeine
Hubraumccm124,8 ccm
Bohrungmm43 mm
Hubmm43 mm
Verdichtungsverhältnis7,3:1
Vergaser1 Amal MD Vergaser mit je 18 mm Durchlass
3. Leistungsdaten
LeistungPS15,1 PS
bei Drehzahlmin -18.500 U/min
DrehmomentNm13,5 Nm
bei Drehzahlmin -17.000 U/min
LeistungsgewichtKg/PS6,9 Kg/PS
Höchstgeschwindigkeitkm/h120 km/h
4. Abmessungen
Längemm1.834 mm
Radstandmm1.191 mm
Reifen vorn2.50 x 18 4PR
Reifen hinten2.75 x 18 4PR
LeergewichtKg104 Kg
5. Bremse
Bremse vornSimplex
Bremse hintenSimplex
6. Antrieb
Getriebe5-Gang Fußschaltung
AntriebKette
StarterKickstarter

 

Der Artikel basiert auf einer angepassten Abhandlung von Manfred Schönherr für die IG-Info der damaligen Nippon-Classic IG. Vielen Dank an den Autor!