Am 20. September 1973 hielt Rolf Lyssy, Schweizer Filmregisseur und Drehbuchautor, ein Stück Zeitgeschichte mit einer Kamera fest. Das filmische Werk entstand am Restaurant Isebähnli in Trimbach, das wohl jedem Motorradfahrer ein Begriff sein dürfte. Seit 50 Jahren findet hier jeden Donnerstag das größte, regelmäßige Motorrad-Treffen Europas statt. Wer Lust auf einen filmischen Trip in die wilden 1970er hat, findet den Link zum Film auf der Seite des Schweizer TV-Senders SRF unten in diesem Beitrag.
Euch erwartet prall-gefülltes Motorradleben in cooler schwarz-weiß-Optik und ein verstörender Auftakt des Sprechers, der dem motorischen Treiben an dem an legendären Töff-Treffpunkt nicht viel abverlangen kann.
„Die Wahrscheinlichkeit bei einem Motorradunfall das Leben zu verlieren, ist im Vergleich zu anderen Motorfahrzeugen zehn Mal größer. In der Schweiz verunglückten 1972 142 Motorradfahrer tödlich und 1.917 wurden schwer verletzt.“
So waren die wilden 1970er Jahre
Der weitere Film ist dafür Genuss pur: in unkommentierten Minuten, eingerahmt in eine perfekte Sound-Kulisse dokumentiert Lyssy die heranbrausenden Maschinen und ihre Piloten. Den Stielkamm stets griffbereit, bringen die Töff-Fahrer ihre helm-zerzausten Frisuren für das wöchentliche Stelldichein am Isebähnli in Form.
Wie in einer Zeitkapsel hält der Film den motorischen Zweirad-Geist von vor über 40 Jahren fest. Bei dem legendären Motorrad-Treff fährt alles vor die Linse, was heute wieder heiß begehrt ist. Besonders schön sind auch die Detailaufnahmen, wenn Rolf Lyssy mit der Kamera um die Maschinen schleicht und unter anderem an einer Wasserbüffel-Suzukis Gefallen findet.
Feurige Yamaha-RDs knattern mit den Zweitakt-Triples von Kawasaki um die Wette. Unverkennbar bleibt der sonore Sound der Honda CB 750 Four in den Ohren. Ihre kleine Schwester CB 500F ist auch mit von der Partie, genauso wie herrliche Yamaha XS Modelle. Und schwungvoll wird ein BMW-Gespann auf zwei Rädern in die Kurve gelegt. Kurzum der Film „Die Stahlreiter vom Hauenstein“ bietet einen sehenswerten Querschnitt aller damals angesagten Maschinen.
Und so endet der Film am Hauenstein mit:
„Donnerstag für Donnerstag wiederholt sich das gleiche Ritual. Was kurz nach Feierabend begann, endet erst kurz vor Mitternacht. Die öffentliche Begegnung leidenschaftlicher Motorradfahrer.“
Die Geschichte des Töff-Treffs am Isebähnli
Anfang der 1960er-Jahre gab es einen Töff-Treff beim Restaurant „Sonne“ in Buckten auf der anderen Seite des Hauensteins. 60 bis 80 Motorradfahrer trafen sich an jeden Donnerstagabend bei der „Sonne“-Wirtin, die den wilden Bikern aufgeschlossener war als manch anderer Wirt in jener Epoche.
Nach ihrem Tod bot der damalige Isebähnli-Wirt, Peter Flückiger, den Töff-Fahrern einen neuen Treffpunkt an. Neben dem Restaurant ließ einen großen Parkplatz für bis zu 1000 Motorräder anlegen. Das Restaurant Isebähnli wurde über drei Generationen als Familienbetrieb geführt. Seit 2014 ist die Thommen Gastro AG die neue Betreiberin des legendären Restaurants.
Und hier geht es zum Film DIE STAHLREITER VOM HAUENSTEIN:
Sehr schönes Zeitdokument. Als Fahrer einer CB500 Four Bj 73 finde ich den Bericht natürlich super!
Betr. Parkplatz: ich bin der Meinung, der Parkplatz beim Rest.Jsebähnli gab es schon lange vorher, als der Verkehr Nord-Süd über den Hauenstein fuhr, nachdem die Autobahn fertig gebaut war, kamen nur noch wenige Touristen nach Trimbach und die Familie Flückiger war nicht unglücklich über die „neuen Gäste“ die Töfffahrer.