Ende August kamen die 13 Abenteurer, die sich selbst ‚Baltic13‘ nennen, von ihrer 8.600 Kilometer langen „Around the Baltic Sea“ Tour zurück. Vier Wochen saßen die verwegenen Haudegen im Sattel ihrer XT’s und haben in den vergangenen Wochen eine Menge erlebt.
Mit vollgepackten Maschinen ging es um die Ostsee
Nach dem Start am Sonntag, den 31.07.2016 ging es zunächst zu einer LKW-Waage, wo alle Teilnehmer mit samt ihrer vollgepackten Yamaha XT 500 gewogen wurden. Das zeigte Ergebnisse von 310 bis 360 Kilogramm, womit die XT500 schon an ihre gesetzlichen Grenzen stößt (Zulässiges Gesamtgewicht: 319 Kg). So unterschiedlich wie diese Gewichtsangaben war auch das Teilnehmerfeld mit einer Altersrange von 23 bis 66 Jahren und einem Erfahrungsschatz von 6 Jahren Weltreise bis „noch nie mit der Yamaha XT im Urlaub gewesen“. Die älteste XT 500 im Bunde stammte aus dem Jahr 1980, die jüngste Maschine aus 1988, ein 70er-Modell war leider nicht dabei.
Über die Vogelfluglinie ging es nach Kopenhagen, Jönköping und Stockholm. Als kleine Highlights besuchten die Baltic13 das Husqvarna Fabrikmuseum und die vor fast 400 Jahren gesunkene Vasa in Stockholm. Weiter ging es dem Verlauf der Ostseeküste folgend nach Norden. Leider meinte es das Wetter nicht so gut mit der kleinen Reisegruppe und bescherte ihnen fast jeden Tag Regen. Nicht den ganzen Tag, aber doch konsequent fast jeden Tag ein paar Stunden. Das An- und Ablegen der Regenkleidung wurde somit zum alltäglichen Sport.
Erste Panne einer Yamaha XT im hohen Norden
In Finnland blieb dann eine Yamaha XT mit Elektrikproblemen liegen. Alle Versuche scheiterten und so entschieden wir uns für die Ersatzteilbestellung in Deutschland. So blieb die Startnummer 14 allein auf einem Campingplatz zurück, während sich der Rest der Gruppe weitere Kilometer vornahm. Als nördlichstes Ziel wurde nicht das kommerziell vermarktete Nordkap anvisiert, sondern Slettnes Fyr, der nördlichste Leuchtturm auf dem Festland der Welt. Eine gute Entscheidung. Zu den wahnsinnig abwechslungsreichen letzten 100 Kilometern kam noch die Sonne und blauer Himmel hinzu. Das entschädigte alle Teilnehmer für die vielen Regen-Kilometer bis zu diesem bedeutsamen Punkt der Reise.
Auf dem Rückweg zur Ostsee kam dann die SMS von Nummer 14, dass das Paket mit den Teilen angekommen war. Sehr schön! Ein kleines Rescue-Team bestehend aus zwei Mann brach einen Tag später auf, um Nummer 12 bei den letzten Problemen zu helfen und brachte den Gestrandeten tags darauf wieder zurück zur Gruppe. Seine XT500 lief von diesem Moment an bis zum Ziel wie am Schnürchen.
Viele der geplanten kleinen Straßen und Schotterpisten auf dem Weg durch Finnland fielen dem Regen zum Opfer. Deshalb wählten die XT-Abenteurer dann eher größere Straßen aus, um den Wolken zu entfliehen. In Helsinki angekommen, gönnte sich das Team bei Sonnenschein endlich fünf Stunden Freizeit mitten in der Stadt. Café-Besuche, Bummeln, Sightseeing, essen. Jeder wie er mochte.
5.000 Kilometer nach zwei Wochen
Nach etwa zwei Wochen hatten die ‚Baltic13‘ schon rund 5.000 Kilometer abgespult. Am Tag darauf ging es nach Russland. Eigentlich lief die Abwicklung an der Grenze zügig, aber mit 13 Personen und Motorrädern dauerte es dann doch über drei Stunden. Und ausgerechnet war das ein Tag mit Dauerregen. Über die Hauptstraße ging es durch Vyborg nach Sankt Petersburg. Die russischen Autofahrer überholten relativ schmerzbefreit sehr gerne bei Gegenverkehr. Dabei schleuderten sie immer mal wieder Flutwellen von Wasser aus den unzähligen Pfützen auf die Zweirad-Piloten mit ihren historischen XT’s. Die Fünfmillionen-Metropole Sankt Petersburg erfreute sich am späten Nachmittag an einem großartigen Verkehrschaos. XTom, Initiator der „Around the Baltic Sea“ Tour navigierte sein Team erfolgreich bis zum Hotel in der Innenstadt. Schilder lesen in Russland? Das war leider nicht drin.
Sankt Petersburg, und auch Kaliningrad einige Tage später, begeisterten alle Teilnehmer. Nur wenige waren vorher schon als Touristen in Russland. Besonders Sankt Petersburg hat allen sehr gut gefallen. Eine pulsierende Stadt mit jungen Menschen und toller Bausubstanz. Nicht umsonst wird die Metropole auch liebevoll ‚Vendig des Nordens‘ genannt.
In den baltischen Republiken begeisterten die langen Strände und tollen Grill- und Campingplätze. So besuchte die XT 500 Fahrer auch Tallinn, eine faszinierende Stadt, die bei schönstem Wetter einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Irgendwie schien die Sonne immer nur bei den Stadtausflügen, was sich erst in Kaliningrad (Königsberg) änderte. Gott sei Dank präsentierten sich die traumhaften Städte des Nordens bei herrlichem Sonnenschein. Und so konnten die 13 Abenteurer Stockholm, Helsinki, Sankt Petersburg und Tallinn trockenen Fußes besichtigen.
Für Polen und die deutsche Ostseeküste blieben dem Team am Schluss noch vier Tage übrig. Fast ein wenig zu viel, aber es konnte ja keiner ahnen, dass alles so reibungslos laufen würde. Nur einen platten Reifen hatten die 13 zu beklagen, dazu die Geschichte mit der Elektrik von Nr. 14. Ansonsten glänzten die alten Yamaha XT 500 mit einer sprichtwörtlichen Zuverlässigkeit. Alle anderen kleineren Probleme konnten mal eben auf der Tanke oder am Abend im Camp schnell gefixt werden.
Am Samstag, den 27.08.2016 trudelten sie also nach genau vier Wochen wieder in Hamburg ein – stolz und überglücklich über die erbrachte Leistung und bejubelt von den wartenden Familienmitgliedern, die sich dort getroffen hatten. Ganz klar eine dieser „Once in a lifetime“-Aktionen. Von den vielen Eindrücken, Bildern und Filmen werden die Teilnehmer noch lange zehren.
Toms gesamtes Road Book gibt es unter http://track.xt500.org/ zu lesen.
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