Kurzes Vierzylinder-Abenteuer

Etwas hektisch brachte Honda 1974 die CB 400 Four mit der markanten Vier-in-ein-Auspuffanlage auf den Markt, obwohl die CB 350 F noch immer in den Händlerhallen stand. Keine drei Jahre später kam 1977 auch schon das vorzeitige Aus für die kleine Vierzylinder-Maschine, die heute in der Custom Bike Szene eine große Renaissance erfährt. Auf die kleine ‚Four‘ folgte erst einmal Ebbe. Ein Jahr später debütierte dann die Honda CB 400 N, allerdings mit Zweizylinder-Motor, da diese kostengünstiger produziert werden konnten.

Erst 1981 erinnerte sich der japanische Motorradhersteller an die gute alte „Vierzylinder-Zeit“ und stellte mit der CBX 400F ein völlig neu konstruiertes Modell in der 400 ccm Klasse vor. Nicht zuletzt war dieser Umstand auch dem Feedback aus Europa geschuldet. Da Honda 1977/78 eine große Lücke in der Halbliter-Klasse riss (auch die CB 500 Four wurde eingestellt) , war die Sehnsucht nach Vierzylinder-Modellen in diesem Segment auf dem alten Kontinent enorm angewachsen.

Die Honda CBX 400F war nicht für Deutschland bestimmt

Die Honda CBX 400F war nicht für Deutschland bestimmt (Quelle: Honda)

Eingeschworene Fans, die glaubten die CB 400 Four sei zurück, wurden aber schnell eines Besseren belehrt, denn die neue Honda CBX 400F hatte mit dem Vorgängermodell aus den 70er Jahren nichts mehr gemeinsam. Technisch war die neue Maschine ein Quantensprung.

Obwohl Honda die CBX 400F nicht für den deutschen Markt bestimmt gewesen ist, werfen wir trotzdem einen kurzen Blick auf den Newcomer von 1981.

Honda CBX 400F auf dem neuen Stand der Technik

Der damals 43-jährige Honda-Entwicklungschef, Hiroshi Kameyama, besaß einen starken Faible für die sportlichen Maschinen des eigenen Hauses. Deshalb spendierte er der Honda CBX 400F etliche innovative wie exklusive Details – nicht zuletzt auch um auch den Geschmack der Käuferschicht zu testen.

Wie die größere Schwester, die Honda CBX 550F, war die dritte Generation der Reihen-Vierzylinder-Motoren mit einem modernen Vierventil-Zylinderkopf und einem zusätzlichen Ölkühler ausgestattet. Doppelte Nockenwellen und Gabelschlepphebel gehörten in jener Zeit zum guten Ton. Neben verbesserten Fahrleistungen durch mehr Drehmoment im unteren und mittleren Drehzahlbereich sollte der neue Vierzylinder-Motor seinen Dienst auch ökonomischer mit weniger Emissionen verrichten.

Die CBX 400F hatte einige innovative Features an Bord

Die CBX 400F hatte einige innovative Features an Bord (Quelle: Honda)

Die Honda-Ingenieure legten den 399 ccm messende Vierzylinder-Motor mit 55 mm Bohrung und 42 mm Hub nun überquadratisch aus (zum Vergleich: CB 400 Four: 41 mm Bohrung x 50 mm Hub). Trotz weniger Hubraum stieg die Leistung von 37 PS bei 8.500 U/min (CB 400 Four) auf nun 48 PS, die aber erst bei höheren Drehzahlen (10.500 U/min) zur Verfügung standen. Vier Keihin-Gleichdruck-Vergaser mit jeweils 26 Millimeter Durchlass sorgen für die notwendige Zufuhr von Brennstoff, der über acht der 16 Ventile in die patentierten „Pentroof“-Brennräume strömte. Markant sind die sich kreuzenden Krümmer der Vier-in-zwei Auspuffanlage, bei der Zylinder 1 und 4 nach links ausatmen, die beiden anderen Brennräume in den rechten Auspufftopf.

Der technische Aufwand verhalf der CBX 400F zu einer Endgeschwindigkeit von rund 170 Kilometern pro Stunde und damit zu einem Top Speed, der über dem ihrer Vorgängerin aus den späten 70er Jahren lag.

Neben zweifarbigen Lackierungen gab es die Honda CBX 400F auch in rot-uni

Neben zweifarbigen Lackierungen gab es die Honda CBX 400F auch in rot-uni (Quelle: Honda)

Pro-Link Fahrwerk und Integralbremsen

Ein weiteres Novum präsentierte Honda mit der Hinterradaufhängung der neuen Vierzylinder-Modelle. Die Kastenschwinge mit dem 18-Zoll-Rad stützt sich über ein zentrales Federbein mit Pro-Link-Umlenkung gegen den konventionellen Stahlrohrahmen ab. Wie gut das neue Federsystem funktionierte, attestierte MOTORRAD der größeren CBX 550F in einem umfassenden Test:

„In kniffligen Kurvenkombinationen zeigt sich die kleine CBX von ihrer besten Seite: Schräglagenwechsel gehen mit spielerischer Leichtigkeit vonstatten.“

Vorn sorgt eine luftunterstützte, hydraulisch gedämpfte Telegabel mit Anti-Dive System für eine sehr gute Führung Vorderrad-Führung. 133 bzw. 103 Millimeter Federweg bringen Komfort in die sportliche Mittelklasse-Maschine.

Innovativ ist ebenfalls die neu konstruierte, gekapselte Scheibenbremse vorn, die jedoch eher „Spielerei“ war, denn nachfolgende CBX-Modelle verzichteten wieder auf die aufwändige Kapselung.

Die CBX 400F Integra kam  1982 mit Halbschale

Die CBX 400F Integra kam 1982 mit Halbschale (Quelle: Honda)

Technische Daten CBX 400F

EinheitTechnische Daten Kawasaki GPZ 900 RTechnische Daten Kawasaki GPZ 900 R
1. Fakten
ProduktionJahr1984 bis 19941984 bis 1994
Nummerierung
Farbengrau/schwarz; rot/weiß, blau/silber, rot/anthrazitgrau/schwarz; rot/weiß, blau/silber, rot/anthrazit
NeupreisDMn/a11.960 DM
2. Motordaten
Motortyp4-Zylinder, 4-Takt4-Zylinder, 4-Takt
VentilsteuerungDOHC, 4 Ventile/Zyl.DOHC, 4 Ventile/Zyl.
Nockenwelle2 obenliegend2 obenliegend
Hubraumccm908 ccm908 ccm
Bohrungmm72,5 mm72,5 mm
Hubmm55 mm55 mm
Verdichtungsverhältnis11:111:1
Vergaser4 Keihin Gleichdruckvergaser (CVK34) mit je 34 mm Durchlass4 Keihin Gleichdruckvergaser (CVK34) mit je 34 mm Durchlass
3. Leistungsdaten
LeistungPS115 PS98/100 PS
bei Drehzahlmin-19.500 U/min9.500 U/min
DrehmomentNm87 Nm78,5 Nm
bei Drehzahlmin-18.500 U/min8.500 U/min
LeistungsgewichtKg/PS2,0 Kg/PS2,3 Kg/PS
Höchstgeschwindigkeitkm/h247 km/h240 km/h
4. Abmessungen
Längemm2.220 mm2.220 mm
Radstandmm1.500 mm1.500 mm
LeergewichtKg228 Kg228 Kg
5. Bremse
Bremse vorn2 Scheiben 300 mm2 Scheiben 300 mm
Bremse hinten1 Scheibe 250 mm1 Scheibe 250 mm
6. Antrieb
Getriebe6-Gang Fußschaltung6-Gang Fußschaltung
AntriebKetteKette
StarterE-StarterE-Starter