1980 stellte Suzuki die GSX 750 E vor und patzte mit der Maschine mächtig. Alles war kantig und hässlich. Und mit dem eckigen Scheinwerfer kam diese GSX trotz guter Technik beim Publikum einfach nicht an. Bei den Motoren lieferte Suzuki als eingefleischter Zweitakt-Hersteller mit den neuen Viertakt-Triebwerken von Anfang an perfekte Motoren ab und perfektionierten diese bei den GSX-Modellen Anfang der 80’er Jahre. Das DOHC-Triebwerk der Suzuki GSX war tatsächlich ein „Mords-Motor“, der allen gefiel. Die alten Zweitaktkonstruktionsprinzipien mit rollengelagerter Kurbelwelle warf Suzuki mit Einführung der GSX 750 über den Haufen und stellte auf laufruhige, gleitgelagerte Wellen um.
Der Motor war zwar klasse, aber das Design Mist und die GSX 750 E wurde deswegen anfangs nicht gekauft. So beauftragte Suzuki Deutschland das Target Design-Team in Herrsching mit dem Entwurf eines sportlichen Modells auf GSX-Basis. Unter der Regie von Hans Muth, Hans Georg Kasten und Jan Olof Fellström baute das Target Design Team innerhalb von drei Monaten einen ersten Prototyp. Bei der späteren öffentlichen Vorstellung der Suzuki Katana 1980 gab es dann aber nur zwei Reaktion. Die einen fanden die Katana absolut hässlich, die anderen super. Dazwischen gab es nichts.
Für die damalige Zeit war das Katana-Design aufsehenerregend. Die spitze Halbverkleidung mit dem kurzen Windschild verschmilzt optisch mit dem Tank zu einer Einheit, der wiederum keilförmig in Richtung Fahrer zuläuft. Schalenförmig ummantelt das vordere Schutzblech den 19-Zoll-Reifen. Eins steht fest, die Suzuki Katana polarisiert – nicht nur im Design, sondern auch im täglichen Fahrbetrieb.
Der GSX 750 Motor zählte zu den besten seiner Zeit
Um den sportlichen Charakter der Suzuki Katana zu unterstreichen, spendierten die Suzuki-Ingenieure dem luftgekühlten Vierzylinder-Motor eine kleine Leistungskur und kitzelten aus dem DOHC-Triebwerk nun 82 PS statt der 80 PS (GSX 750 E) – bei identischen 9.200 U/min – heraus. Die zusätzlichen zwei Pferdchen mobilisierten sie mit Hilfe einer erhöhten Verdichtung (9,8 statt 9,4) sowie größeren Vergaserquerschnitten (34 statt 32 Millimeter). Im Ergebnis stieg auch das maximale Drehmoment des Vierventilers von 63 auf 66 Nm an.
In der Fahrpraxis präsentierte sich der Motor mit einer gleichmäßigen Leistungsabgabe von seiner besten Seite und drehte spielend leicht bis in den roten Bereich hoch. So kennt der Katana-Bändiger meist nur zwei Stellungen am Gasgriff – Null oder Eins. Mit 200 km/h Höchstgeschwindigkeit war auch das bevorzugte Revier des Sportlers klar umrissen. Die Suzuki Katana fühlt sich vor allem auf Autobahnen und schnellen Landstraßen wohl, nicht aber im wuseligen Stadtverkehr oder im engen Geläuf drittklassiger Landstraßen.
„Mit der GSX 750 S kannst Du einfach nicht langsam fahren, wenn Du es machst, schmerzt es. Die Suzuki Katana ist da wie eine Amazone mit Peitsche. Sie braucht eine harte Hand.“, bringt Besitzer Michael Bassmann seine Eindrücke im Gespräch mit Nippon-Classic.de auf den Punkt.
Neueste Erkenntnisse in der Fahrwerkskonstruktion
Der zusätzlichen Leistungsspritze spendierten die Suzuki-Ingenieure der GSX 750 einen völlig neu-konstruierten Doppelschleifen-Rohrahmen. Besonders das Rahmenrückgrat der Katana wurde mit stabilen Querstreben und Knotenblechen zusätzlich verstärkt.
Die neuesten Erkenntnisse in der Fahrwerkskonstruktion setzte Suzuki auch bei der Telegabel um, die nun mit vierfacher Dämpferverstellung und einem Anti-Dive-System aufwartete. Das „Anti Nose Dive Fork“ (ANDF) genannte System zweigt einen Teil des Bremsdrucks in das Dämpfersystem ab und schließt dabei ein Ventil. Bei einem scharfen Bremsmanöver verhärtete die Druckstufe in der Telegabel und das unangenehme Eintauchen wurde vermieden. Leider überzeugte das „ANDF“ (Anti Nose Dive Fork) anfangs einige Tester – wenn überhaupt – nur auf der Autobahn. Auf Landstraßen galt es als zu hart und wurde von den Besitzern häufig stillgelegt. Zu Unrecht, meint Michael Bassmann, denn seine GS 650 G hat identische Bremsen und kein „ANDF“. Die bremst deutlich schlechter.
In der Praxis entpuppte sich die Katana leider nicht als so handlich, wie sie es hätte werden können. Insofern verkaufte sich die Suzuki Katana im japanischen Heimatmarkt deutlich besser als hierzulande.
MOTORRAD fasste ihren Test der Suzuki Katana 1981 wie folgt [passend] zusammen: „..die 750er Katana hinterlässt einen deutlichen, reinen Eindruck: kompromisslos auf sportliches Fahren getrimmt, ohne Zugeständnisse in Sachen Komfort. Für diesen Einsatzzweck gelang Suzuki dieses Motorrad fast perfekt. Wer andere Qualitäten bei ihr sucht, liegt falsch.“
Mit etwas mehr als 430 zugelassenen Exemplaren ist die Suzuki Katana heute ein äußerst seltenes Classic Bike und ich freue mich, dass ich dieses top-gepflegte Exemplar vor die Linse bekommen habe.
Ein paar Fakten zur Katana
Produktion:
- 1981 bis 1982 (Serie 1, hier vorgestellt)
- 1982 bis 1983 (Serie 2)
- 1983 bis 1984 (Serie 3)
- 1984 bis 1986 (Serie 4)
Nummerierung (Rahmen):
- GR71A-100001 (Serie 1)
- GR72A-100001 (Serie 2)
- GR72A-115447 (Serie 3)
- GR72A-119922 (Serie 4)
Suzuki GSX 750 Katana – technische Daten
Einheit | Suzuki GSX 750 S | ||
---|---|---|---|
1. Fakten | |||
Produktion | Jahr | 1980 bis 1984 | |
Nummerierung (Rahmen) | Start | n/a | |
Farben | Silber mit blauer Sitzbank | ||
Neupreis | DM | 10.000 DM | |
2. Motordaten | |||
Motortyp | 4-Zylinder, 4-Takt | ||
Ventilsteuerung | DOHC, Kette, 4 Ventile | ||
Nockenwelle | 2 obenliegend | ||
Hubraum | ccm | 747 ccm | |
Bohrung | mm | 67 mm | |
Hub | mm | 53 mm | |
Verdichtungsverhältnis | 9,8:1 | ||
Vergaser | 4 Mikuni Vergaser mit je 34 mm Durchlass | ||
3. Leistungsdaten | |||
Leistung | PS | 82 PS | |
bei Drehzahl | min-1 | 9.200 U/min | |
Drehmoment | Nm | 66 Nm | |
bei Drehzahl | min-1 | 8.500 U/min | |
Leistungsgewicht | Kg/PS | 3,0 Kg/PS | |
Höchstgeschwindigkeit | km/h | 200 km/h | |
4. Abmessungen | |||
Länge | mm | 2.270 mm | |
Radstand | mm | 1.520 mm | |
Leergewicht | Kg | 249 Kg | |
5. Bremse | |||
Bremse vorn | 2 Scheiben 275 mm | ||
Bremse hinten | 1 Scheibe 275 mm | ||
6. Antrieb | |||
Getriebe | 5-Gang Fußschaltung | ||
Antrieb | Kette | ||
Starter | E-Starter |
Liebes Redaktionsteam,
vielen Dank für die interessanten und durchaus zutreffenden Beiträge über die Katana-Modelle der frühen 1980er Jahre!
Lange Zeit war ich Halter und gelegentlicher Fahrer dreier verschiedener Katana-Modelle, bis ich mich vor wenigen Jahren aus Kapazitätsgründen von meiner GS650G getrennt habe. Nunmehr befinden sich in meinem Bestand eine GSX750S Katana sowie eine GS550M Katana. Die polarisierende Wirkung des seinerzeit avantgardistischen Designs, insbesondere bezogen auf meine „Große“, nehme ich heute kaum noch wahr, da die Blicke, Kommentare und Fragen überwiegend einer Neugier und Bewunderung für diesen seltenen „Nippon-Klassiker“ entspringen zu scheinen.
Gern möchte ich einen persönlichen Kommentar zum zitierten Testfazit der MOTORRAD aus dem Jahr 1981 loswerden: Die Meinung der kompromisslosen Sportlichkeit der GSX750S Katana teile ich zu großen Teilen … nicht. Ja, die Sitzposition ist sehr sportlich, zumindest für mich mit 1,82m Körpergröße. Hat man jedoch erst einmal seine Schuhsohlen -unter durchaus starker Anwinkelung der Knie – auf die hoch montierten Fußrasten gebracht und somit „in“ dem Motorrad Platz genommen, verwöhnt die Katana mit einer tourentauglichen Sitzposition, einem spürbaren Windschutz, einem mitnichten unkomfortablen Fahrwerk, fein dosierbaren Vorderradbremsen und einem drehfreudigen und kraftvollen Motor, der auch eine schaltfaule Fahrweise unterstützt. Mein Fazit: Dieses Motorrad ist wohl eine der bestgelungenen Synthesen aus zeitlos-dynamischen Design (Dank ans TARGET-Team!) und moderat-sportlicher Ambition.
Hallo Chris, herzlichen Dank für Deine Ergänzung zur Katana! Ich denke, dass jeder Fahrer die Katana anders wahrnimmt, aber das ist auch gut so. Da Du noch zwei Maschinen im Besitz hast: Wir suchen ständig Fotomaterial zu Motorrädern. Mit deiner Hilfe könnten wir die Beiträge weiter verbessern. Viele Grüße, Jens
Das ist ein sehr schöner Artikel über die Kantana Serie der 80er, seit einiger Zeit bin ich Bezitzer der Kleinen Kantana GSX 400 F, ein Absolutes Kraftpaket mit ihren 41 Ps . Leider wurde sie nie als richtige Kantana bezeichnet was eigentlich schade ist dazu kam noch der hohen Preis von ca 7000 DM die Bauzeit betrug gerade mal 3 Jahre von 81-84.
Hey liebes Nippon Classic Team. Wenn ihr mal wieder auf der Suche nach einem fotogenen Nippon Klassiker seid. Ich könnte eine SUZUKI GSX-R 750 von 1985 im best Zustand anbieten. Ich sende gerne Bilder! Das Bike ist aus der ersten Serie und im original Zustand, ist angemeldet und wir regelmäßig bewegt und gepflegt.
Freue mich auf Nachricht!
Andy
Hallo Andy, sehr gerne und danke für das Angebot. beste Grüße, Jens
[…] Yamaha XS 1100 ein Motorrad, das „aus dem Vollen gefräst ist“ und mit der Suzuki GSX 1100 bzw. GSX 750 die „Rechteck-Ära“ an Frontscheinwerfer und Instrumentenboard […]
Die 750iger Katana ist mit dem serienmäßigen Stummellenker unhandlich. Rüstet man auf einen hohen Rohrlenker um, bekommt man ein durchaus handliches Motorrad. Wünschenswert wäre allerdings dann die Fußrastenposition der GSX 750 E, was sich allerdings schwer ändern lässt. Mit zunehmendem Alter zwickt es doch sehr in den Knien.