Am Gründonnerstag vor genau 40 Jahren geschah die schreckliche Tat, die als Auftakt für den „Deutschen Herbst“ galt. Auf dem Weg zum Bundesgerichtshof in Karlsruhe wurde der damalige Generalbundesanwalt Siegfried Buback am 7. April 1977 in seinem blauen Dienst-Mercedes von der Roten Armee Fraktion (kurz: RAF) ermordet. Mit ihm starben zwei weitere Personen – Bubacks Fahrer Wolfgang Göbel sowie der Justizhauptwachtmeister Georg Wurster, der eher zufällig Opfer des RAF-Attentats wurde. Der heimtückische Buback-Mord war der erste Terrorakt einer ganzen RAF-Anschlagsserie. Buback galt für die linksgerichtete Terrorszene der 1970er Jahre als herausgehobener Repräsentant des so verhassten „Polizeistaats“.

Das Tat-Motorrad der RAF

Für ihren Anschlag mieteten sich die RAF-Attentäter ein damals sehr populäres Motorrad – eine rote Suzuki GS 750, die später in der Kammer eines Brückenpfeilers der Autobahn im Ortsteil Wolfartsweier gefunden wurde. Für Suzuki war die damalige „Publicity“ alles andere als gewünscht. Denn den fahrbaren Untersatz für einen Terroranschlag gebaut zu haben, passte selbstverständlich nicht zum Image des um Marktanteile buhlenden japanischen Motorradherstellers.

GS 750

Es war nicht diese Maschine, aber derselbe Typ (Foto: Nippon-Classic.de)

Am 7. April 1977 näherten sich die Attentäter dem blauen Benz an einer Ampelkreuzung von hinten rechts. Als die Ampel die Weiterfahrt signalisierte, zog der Soziusfahrer eine abgesägte HK43 und feuerte unvermittelt fünfzehn tödliche Schüsse auf die drei Männer im Mercedes ab.

Wegen ihrer Beteiligung an dem Buback-Anschlag wurden die RAF-Terroristen Knut Folkerts, Brigitte Mohnhaupt und Christian Klar in den 1980er Jahren zu lebenslangen Freiheitsstrafen verurteilt.

Der Mordfall Buback beschäftigte die Justiz über Jahrzehnte

Mit den Urteilen der Jahre 1980 bzw. 1985 war der Mordfall Buback jedoch nicht abgeschlossen. Ende September 2010 musste sich die frühere RAF-Terroristin Verena Becker vor dem Oberlandesgericht Stuttgart wegen Mittäterschaft beim Anschlag auf Siegfried Buback verantworten. Denn Michael Buback, Sohn des ermordeten Generalbundesanwalts mutmaßte, Verena Becker habe die Tatwaffe am Gründonnerstag 1977 auf seinen Vater abgefeuert.

Brisant wurde es im Oktober 2010

Einen Monat später berichtete dann die „Pforzheimer Zeitung“ in einer Samstagsausgabe, dass die für den Buback-Mord verwendete Suzuki GS 750 in einer Garage im Kreis Böblingen wiederentdeckt worden sei –  was für eine Schlagzeile nach über 33 Jahren.

Laut „Pforzheimer Zeitung“ „war das Motorrad 1982 von einem im Kreis Böblingen lebenden Motorradfahrer gekauft worden. Durch eine Annonce im „Wochenblatt“ sei er auf die Maschine vom Typ Suzuki GS 750 (Baujahr 1977) aufmerksam geworden, die dort „spottbillig“ angeboten worden sei. Der Besitzer soll seit zehn Jahren nicht mehr Motorrad fahren.“

Für ordentlichen Zündstoff sorgte jedoch der Umstand, dass Michael Bubacks die mutmaßliche Maschine rund anderthalb Jahre zuvor zum Kauf bzw. zur Besichtigung angeboten worden war. Das hatte Michael Buback damals der Staatsanwaltschaft irgendwie „vergessen“ mitzuteilen, die daraufhin recht verärgert reagierte.

Buback - Motorrad der RAF-Attentäter

Die Suzuki, die beim Buback-Attentant verwendet wurde und 2010 wieder auftauchte (Quelle: Hanno Böck, CC0)

Mehr als anderthalb Jahre später schloss Richter Hermann Wieland die Beweisaufnahme im Verfahren und beendete den Prozess gegen Verena Becker nach 91 Verhandlungstagen. Wer am 7. April 1977 die Suzuki GS 750 tatsächlich fuhr sowie Todesschüsse beim Buback-Attentat abfeuerte, liegt bis heute weiterhin im Dunkeln.

Zynische Fußnote der Geschichte

Weit vor der Tat 1977, und ohne einen Zusammenhang zu erzwingen, warb Suzuki seinerzeit mit dem Slogan: „Die Sportskanone für Scharfschützen“.  Das Ganze war im Nachhinein sehr makaber, aber die damals beauftragte Werbeagentur bekam für den Slogan die Freigabe. Und im Grunde traf auch Suzuki Deutschland keine Schuld, denn die Drucklegung der Prospekte erfolgte zeitlich weit vor dem Attentat auf Buback, welches niemand ahnen konnte. Im Grunde genommen ist eine zynische Fußnote der Geschichte.

Jedenfalls war das Motorrad damals in aller Munde und die Verantwortlichen in Heppenheim hätten es sich gerne anders gewünscht. Lag vielleicht daran, dass die GS 750 damals eine der schnellsten Maschinen war, was sowohl Beschleunigung und Durchzug betraf.

 

[Text: Jens Schultze, Frank Colling]