Honda konnte von dem keineswegs billigen Achtelliter-Roller binnen drei Jahren mehr als 30.000 Einheiten in Europa verkaufen. Trotz des hohen Preises von fast 5.000 Euro überzeugte der vor drei Jahren als kleinerer Bruder des Forza 300 präsentierte Honda Forza 125 auf Anhieb. Seit 2015 markiert der Forza 125 nun klar die Spitze in punkto Technik, Leistung. Das galt es für Honda nun zu verbessern.
Honda „Made in Italy“
Schon die erste Version des Forza 125 war ausschließlich für den europäischen Markt entwickelt worden. Gebaut wird der im Luxus-Segment angesiedelte 125er Forza im Scooter-Land Italien, genauer im Honda-Werk von Atessa in den Abruzzen, gut 160 Kilometer östlich von Rom. Auch der neue Forza 125 kommt aus Atessa, und man braucht keine prophetische Gabe, um auch ihn auf der Erfolgsspur zu sehen.
Volle 15 PS – und damit die maximal in der EU erlaubte Höchstleistung für 125er Leichtkräder – bringt fast kein anderer Roller zustande. Und schneller als 108 km/h ist auch keiner. Und besser ausgestattet ist die Konkurrenz schon gar nicht. So bringt der kleine Honda-Scooter serienmäßig eine elektrisch verstellbare Windschutzscheibe mit, dazu ein fein regelndes Zweikreis-ABS, eine sehr dezent arbeitende Start-Stopp-Automatik des Einzylinder-Viertaktmotors und ein ausgefeiltes Keyless-System, das man auf Anhieb nicht mehr missen möchte.
Honda Forza 125 in der Praxis
Es sind aber nicht nur die Ausstattung und die überdurchschnittlich guten Fahrleistungen, sondern es ist das gesamthaft ausgesprochen gute „Benehmen“ des Honda Forza 125. In allen Belangen, vom Beladen, Fahren, Abstellen bis hin zur Wartung überzeugt der 162 Kilogramm wiegende Scooter. Zunächst einmal sei erwähnt, dass die Sitzposition absolut untadelig ist und der Forza 125 für Fahrer/innen von 1,65 Meter bis hin zu 1,90 Meter Körpergröße perfekt sitzt. Im täglichen City-Betrieb begeistert zudem der überdurchschnittlich große Untersitz-Stauraum, der nämlich zwei Integralhelme sowie zusätzlich noch Kleinzeug fasst.
Der neue Forza 125 lässt sich leicht auf den Hauptständer heben, steht aber auch perfekt auf dem gut erreichbaren und sicher ausklappenden Seitenständer. Die Luftdruckkontrolle fällt dank abgewinkelter Reifenventile leicht. Das Windschild fährt auf Tastendruck stufenlos bis zu elf Zentimeter hoch oder runter, ganz wie es dem Fahrer oder der Fahrerin beliebt. Zudem bietet die dezent überarbeitete Karosserie des Forza guten Windschutz und ist darüber hinaus von echtem Schick: Insbesondere die Scheinwerferpartie – Voll-LED ist bei Honda mittlerweile üblich – hält jedem Vergleich Stand. Zudem überzeugen die rahmenlosen, gut einstellbaren Spiegel durch beste Rücksicht.
Der Scooter auf der Straße
Rundum gefällig ist aber auch das Fahrverhalten des Forza 125: Der europäische Japan-Scooter reagiert feinfühlig auf Gasgriff-Befehle, beschleunigt zackig und überzeugt mit sicherer Straßenlage auch auf welliger Fahrbahn. Kurven aller Radien fallen leicht, denn er lenkt leicht ein und hält in Schräglage stabil den Kurs. Nichts zu kritteln gibt es ebenfalls an der Zweischeiben-Bremsanlage, das Zweikreis-ABS eingeschlossen.
Beeindruckend ist der geringe Benzinkonsum: Im ziemlich dichten Regionalverkehr südlich von Nizza zeigt der Bordcomputer stets Werte zwischen 2,1 und 2,3 Liter pro 100 Kilometer an; es sieht also ganz so aus, als sei der Norm-Wert von 2,4 Litern keine Utopie. Damit würde ein voller Tank mehr als 400 Kilometer ohne Stopp möglich machen – ein ausgezeichneter Wert. Gewonnen hat im Zuge der Überarbeitung auch die Info-Zentral im Cockpit: Die Skalen für Geschwindigkeit und Motordrehzahl sind klar gezeichnet, das LC-Display deutlich vergrößert worden, sodass viel mehr Information zur Verfügung steht, und zwar sehr gut strukturiert. Die Bedienung mittels zweiter Tasten links am Lenker ist einfach.
Das Tüpfelchen auf dem Ausstattungs-i stellt das neue Topcase dar: Es bietet nicht nur ein Volumen von 45 Litern, sondern ist in das Smart-Key-System einbezogen. Ein leichter Druck aufs versteckt auf der Unterseite platzierte Knöpfchen genügt zum Öffnen, das Versperren des geschlossenen Deckels übernimmt die Technik, sobald der Transponder weiter als drei Meter vom Fahrzeug entfernt ist. Eine gute Idee genial umgesetzt, zu einem derzeit allerdings noch nicht bekannten Preis.
Soll man angesichts dieser vielen guten Eigenschaften am Preis von 5.390 Euro für den Honda Forza 125 wirklich wegen der etwas labberig arbeitenden Drucktasten für Tankabdeckung und Sitzöffnung meckern? Ein qualitativ höherwertiges Angebot findet sich im Wettbewerb in diesem Segment nicht. Mehr (hochwertiges) Zubehör auch nicht, denn werden eine Griffheizung wie auch eine Innentasche fürs Topcase angeboten.
Technische Daten Honda Forza 125
Motor: Flüssigkeitsgekühlter Einzylinder-Viertaktmotor, SOHC, vier Ventile, Hubraum 125 ccm,
Leistung: 11 kW/15 PS bei 8.500 U/min., 12,5 Nm bei 8.250 U/min
Kraftübertragung: Variomatik, Fliehkraftkupplung, Riemenantrieb
Fahrwerk: Stahlrohrrahmen; vorne Telegabel Ø 3,3 cm, 8,9 cm Federweg; hinten Triebsatzschwinge mit zwei Federbeinen, Vorspannung einstellbar, 10 cm Federweg
Bremsen: 256 mm Einscheibenbremse vorne, 240 mm Einscheibenbremse hinten
Räder: Aluminium-Gussräder, Bereifung 120/70-15 vorne bzw. 140/70-14 hinten
Assistenzsysteme: Zweikreis-ABS, Keyless-System
Maße und Gewichte:
- Radstand 1,49 m,
- Sitzhöhe 78 cm,
- Leergewicht vollgetankt ca. 162 kg,
- Zuladung 180 kg;
- Tankinhalt ca. 11,5 l.
- Verbrauch lt. WMTC-Norm 2,4 l/100 km.
- Höchstgeschwindigkeit 108 km/h.
Farben:
Mit einem Preis von 5.390 Euro ist der Forza 125 alles andere als ein Schnäppchen. Unter Berücksichtigung der aktuellen Honda Sommeraktion „Rauf aufs Bike“ bekommt dafür fast die einsteigerfreundliche CB 500 F, die nach Rabatt für 5.890 Euro zu haben ist.
Hier geht’s zum Bericht über den großen Bruder Honda Forza 300.
(Autoren: Ulf Böhringer/SP-X, Jens Schultze)
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