Wie heute Harley-Davidson bekanntgab, will das Unternehmen bis zum Jahr 2022 in neue Segmente und Märkte vorstoßen, um noch mehr Kunden für die Marke zu gewinnen. So sieht der Wachstumsplan „More Roads to Harley-Davidson” neben neuen Modellen für die Stammkundschaft eine modular konzipierte Mittelklassebaureihe vor. Herzstück der Pläne ist die Schaffung einer neuen modularen Baureihe mit vier verschiedenen Hubräumen zwischen 500 und 1.250 ccm Hubraum, die Harley „Mittelklasse“ nennt.
Die neue Mittelklasse-Baureihe zielt auf drei verschiedene Marktsegmente: Dazu gehören die vor allem in Europa stark gefragten Sport Adventure Bikes – hierzulande Reiseenduros genannt. In diesem Segment kündigt Harley-Davidson für 2020 mit der Pan America 1250 sein erstes Adventure-Touring-Bike an. Ebenfalls bereits beschlossen ist ein Streetfighter mit 975 ccm Hubraum und ein 1250er-Custombike. In den beiden Folgejahren soll die Palette noch weiter ausgebaut werden. Es scheint, dass das wassergekühlte V2-Triebwerk auf dem Motor des Modells „Street“ basiert, das seit 2014 in Indien gebaut wird. Die Verkaufszahlen dieses Modells liegen jedoch unter den Erwartungen von Harley-Davidson.
Wie andere Hersteller auch, will sich Harley zudem verstärkt um die asiatischen Märkte kümmern. Mit einem lokalen Partner soll ein preiswertes Motorrad zwischen 250 und 500 ccm Hubraum entwickelt werden. Das bereits als Prototyp vorgestellte Elektromotorrad Live Wire soll nun im nächsten Jahr in Serie gehen. Weitere Modelle mit Schwerpunkt Urban sollen in den kommenden vier Jahren folgen.
Seit Jahren leidet der US-amerikanische Motorradhersteller unter rückläufigen Absatzzahlen. Seit 2006, dem verkaufsstärksten Jahr der Harley-Davidson Motor Company, sank die Zahl der verkauften Motorräder von knapp 350.000 Einheiten auf 210.500 Stück im Jahr 2010. In den folgenden vier Jahren ging es wieder um 29 Prozent bergauf, seit 2014 sinkt der Absatz aber wieder kontinuierlich. So werden in diesem Jahr lediglich rund 232.000 verkaufte Motorräder erwartet. Vor allem die negative Entwicklung in den USA belastet die Verkaufszahlen von Harley Davidson. Auch die aktuelle Debatte um Strafzölle auf US-Produkte durch die Europäische Union als Reaktion auf den von Donald Trump losgetretenen Handelsstreit könnte den der europäische Absatzmarkt erheblich belasten.
Auch wenn sich HD keine erneute Stellungnahme abgab, als Folge der Strafzölle die Produktion von Motorrädern teilweise aus den USA abzuziehen, ist bereits vorgesehen im vierten Quartal 2018 mit einer Produktion in Thailand zu beginnen. Das dortige Werk muss allerdings noch fertig ausgebaut werden. Künftig sollen in den USA nur noch die Motorräder für den Heimatmarkt gebaut werden. Alle anderen Harleys sollen außerhalb des Landes montiert werden. Damit wird Trumps Handelsstreit zur Retourkutsche.
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