Wir haben im Netz mal wieder eine nette Kuriosität entdeckt, die wir euch nicht vorenthalten möchten. Im „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ gibt es vermutlich nichts, was es nicht gibt. Und das Moto Home von Jeremy Carman gehört eindeutig in diese Kategorie. Noch ist es ein Prototyp, aber mit etwas Glück und Crowdfunding könnte das erste Reisemobil auf zwei Rädern vielleicht in Serie gehen. Bis das Teil auf den Markt kommt, will der 26-jährige Amerikaner zunächst selbst damit auf Reisen gehen, um das Moto Home ausgiebig zu testen.

Basis für das Moto Home ist eine Honda CBR 1000 F aus dem Jahre 1993. Die Frontpartie des ungewöhnlichen Motorrads stammt von einer Honda CR 500, einem Motocross-Bike. Vorne kommt ein großes Vorderrad zum Einsatz, am Heck verrichtet das serienmäßige Hinterrad der CBR 1000 F seinen Dienst.

Die „Wohnkabine“ des Moto Home erinnert an einen Flugzeugrumpf. Die längs auf dem Fahrzeug montierte „Sleeper Box“ ist 183 Zentimeter lang, knapp einen Meter hoch und 86 Zentimeter breit. Das reicht nach Jeremys Auffassung für einen kleinen bis durchschnittlich gebauten Erwachsenen. Der Aufbau besteht aus GfK und einem stützenden Alurahmen. Versehen ist die rund 280 Kilogramm wiegende Schlafstätte auf dem Motorrad mit einer Isolierung, ein Plexiglas-Fenster lässt Licht herein. Das Innere ist mit Wildleder gepolstert und mit Zedernholz getäfelt und bietet eine Matratze. Wenn man jetzt noch die 223 Kilogramm Gewicht der CBR 1000 F hinzurechnet, wird mir leicht schummrig.

Alles in allem ist das Gefährt stattliche 3,65 Meter lang. Der Radstand von 2,60 Meter würde sogar locker fürs Hillclimbing reichen. Und sogar Platz für 133 Liter Stauraum bietet das Moto Home im Bereich zwischen Aufbau und Rahmen.

Das Moto Home ist Jeremy Carmans Bachelorarbeit an der Southern California School of Architecture. Der 26-jährige Kalifornier, der mittlerweile als Designer in einem Architekturbüro in Sacramento arbeitet, hat mit seiner Arbeit zwei seiner großen Leidenschaften miteinander verbunden: Das Motorradfahren und die Architektur.

Motorräder, so sagt der Konstrukteur, sind „athletische Maschinen, die uns wie kein anderes Fahrzeug die Möglichkeit zum unabhängigen Reisen geben“. Die Offroad-Fähigkeiten seines Bikes schätzt er deswegen, weil sie ihm die Möglichkeit geben weniger befahrene Wege zu nutzen und sich auch abseits von Straßen und Asphalt fortzubewegen. Das wird auch nötig sein, denn Jeremy will demnächst rund 20 000 Meilen unter die Räder nehmen und mit seinem Moto Home zu einer Reise durch Südamerika aufbrechen, bis zum südlichsten Punkt, und zurück nach Kalifornien.

Seht es mit nach, wenn ich bezüglich des Markterfolges skeptisch bleibe. Bei dem Gedanken mit rund 500 Kilogramm auf zwei Rädern durch die Pampa zu eiern, bekomme ich definitiv Schnappatmung. Und das gute alte Zelt passt dagegen auf jedes Bike.

 

[Text: Gerhard Prien/ampnet, Jens Schultze]