Torakusu Yamaha (1851 – 1916) begann mit Musikinstrumenten

Torakusu Yamaha (1851 – 1916) begann mit Musikinstrumenten

Torakusu Yamaha (1851 – 1916) begann mit Musikinstrumenten (Foto: Yamaha)

Der spätere Gründer der Yamaha Corporation, Torakusu Yamaha, wurde am 20. April 1851 als dritter Sohn eines Astronomen geboren. Als Kind spielte er sehr oft mit den Instrumenten seines Vaters, Kounosuke Yamaha, und sah ihm bei seiner Arbeit zu. Sehr schnell interessierte er sich für Maschinen. Um seine handwerklichen Fähigkeiten zu verbessern, begann Torakusu als junger Mann ein Studium in der Uhrenfertigung in Nagasaki. Doch schon bald faszinierten ihn medizinische Geräte mehr als die Zeitmesser. Deshalb begann er 1884 in Krankenhäusern Medizingeräte zu reparieren, zunächst in Nagasaki, später in der Hafenstadt Hamamatsu.

Der Leiter der Jinjo Grundschule in Hamamatsu erinnerte sich einige Jahre später an Torakusus Fähigkeiten und bat ihn ein defektes Harmonium instand zu setzen. Obwohl er darin kein Experte war, reparierte er es und verschrieb sich 1889 vollends der Herstellung von Musikinstrumenten. Im selben Jahr gründete der damals 38-Jährige die Yamaha Orgelwerke in Hamamatsu, aus der später die Nippon Gakki Co. Limited hervorging. Am 12. Oktober 1897 wurde Torakusu Yamaha der erste Präsident des Unternehmens und legte mit 100.000 Yen Grundkapital das Fundament des heutigen Weltkonzerns.

Ab der Jahrhundertwende fertigte Nippon Gakki zunächst Pianos und Flügel, weitete die Produktpalette aber zügig auf Phonographen, Mundharmonikas, Orgeln und akustische Gitarren aus. Wie andere Unternehmen auch, musste Yamaha mit Beginn des Zweiten Weltkriegs seine Produktion auf Rüstungsgüter umstellen. Alliierte Bombardements zerstörten 1945 einen Großteil der Produktionsstätten. Für Yamaha begann die Stunde null.

Genichi Kawakami (1912 – 2002) formte den heutigen Weltkonzern

Seit 1927 führte Kaichi Kawakami als dritter Präsident der Nippon Gakki Co. Limited das Unternehmen auch durch schweren Kriegs- und Nachkriegsjahre. Es war aber sein Sohn, Genichi Kawakami, der ab 1950 als vierter Firmenchef das Unternehmen entscheidend weiterentwickelte und neue Geschäftsfelder erschloss. Zurückblickend auf die Gründung der Yamaha Motor Company Ltd. im Jahr 1955 sagte GENECHI:

„Während sich die Firma gut entwickelte und gleichzeitig finanzielle Spielräume besaß, fühlte ich die Notwendigkeit nach unserem nächsten Geschäftsfeld zu suchen. Also forschte ich etwas.“

Er analysierte gründlich unterschiedlichste Geschäftsfelder, wie beispielsweise die Produktion von Nähmaschinen, Autoteilen und Fahrzeugen. Umfangreiche Marktbeobachtungen und zahlreiche Gespräche mit führenden Lenkern der amerikanischen und europäischen Motorradindustrie ermunterten ihn letztendlich in das Geschäft mit Motorrädern einzusteigen.

Besonders angetan war er wohl von seinen Exkursionen in die DKW-Werke. Denn das erste Motorrad von Yamaha, die YA-1, erinnerte sehr stark an die damals erfolgreiche DKW RT 125. Nach nur zehnmonatiger Entwicklungszeit stellte Yamaha im August 1954 die „Rote Libelle“ vor, deren Name auf ihre typische Farbgebung der YA-1 anspielte. Das Erstlingswerk besaß einen luftgekühlten Einzylinder-Zweitaktmotor, der in einem 10.000 Kilometer-Test seine Standfestigkeit erfolgreich unter Beweis stellte. Aus 123 ccm Hubraum schöpfte das Aggregat 5,6 PS Leistung und ein Drehmoment von etwas über 9 Nm. Immerhin reichte das aus, um die 95 Kilogramm leichte Fuhre auf 80 km/h zu beschleunigen.

Yamaha YA1

Yamaha YA1 (Quelle: Yamaha Motor Europe)

Ab 1955 nahm dann die neugebaute Hamakita Fabrik die Serienproduktion der YA-1 auf. Sensationelle 11.000 Maschinen dieses Typs setzte Yamaha innerhalb von drei Jahren ab. Sicherlich verhalf die siegreiche Teilnahme an den größten japanischen Rennveranstaltungen dem Motorrad zu dieser Popularität. Sowohl beim dritten Mount Fuji Ascent Rennen als auch beim ersten Asama Highlands Rennen gewann die Yamaha YA-1 in der 125er-Klasse. Nichtsdestotrotz war die YA-1 eine Ausnahmeerscheinung, denn das Motorrad kostete seinerzeit stolze 138.000 ¥. Das Einstiegsgehalt eines Hochschulabsolventen betrug zur damaligen Zeit gerade einmal 10.780 ¥.

Für die Namensgebung der Motorräder setzte Yamaha auf ein recht simples Muster. Das „Y“ stand erwartungsgemäß für Yamaha. Die Buchstaben dahinter für den jeweiligen Hubraum und die Ziffer entsprach dem jeweiligen Modelltyp.

  • „A“: 123 bzw. 125 ccm Hubraum
  • „B“: 130 ccm Hubraum
  • „C“: 174 ccm Hubraum
  • „D“: 248 ccm Hubraum

Im April 1956 präsentierte Kawakami auf der Tokioter Motor-Show die YC-1, die weitestgehend der YA-1 glich, aber einen auf 174 ccm angewachsenen Motor besaß. Die 118 Kilogramm schwere YC-1 leistete 10,3 PS bei 5.500 U/min sowie ein Drehmoment von 15,7 Nm und erlaubte nun auch die Mitnahme eines Beifahrers. Das Motorrad bekam zudem den ersten in Japan hergestellten Monoblock-Vergaser spendiert. Mit zunehmender Integration der Wertschöpfung konnte die Yamaha Motor Company die monatliche Produktion von anfänglichen 200 auf nun 1.000 Einheiten pro Monat (YA-1 und CY-1) steigern.

Die YD-1 war Yamahas erster US Exportschlager

Bereits im darauffolgenden Jahr 1957 begann die Produktion der YD-1. Sie war Yamahas erster Zweitakt-Parallel-Twin mit 250 ccm Hubraum und wurde als erste Yamaha in Amerika verkauft. Ihr dynamisches Design, gepaart mit 14,7 PS Maximalleistung und 140 Kilogramm Gewicht läutete einen neuen Stil des sportlichen Motorradfahrens ein. Wieder stand ein deutscher Hersteller Pate. Der neu entwickelte Motor orientierte sich an der Adler MB 250, die aber etwas mehr Leistung hatte.

Yamaha YDS1 von 1959

Yamaha YDS1 von 1959 (Quelle: Yamaha)

Aus diesem Motorrad leitete Yamaha 1959 eine sportliche Version ab – die YDS-1. Die Maschine bekam einen modernen Doppelschleifenrahmen, Mikuni-Doppelvergaser und das erste Fünfganggetriebe aus japanischer Produktion spendiert. Mit 20 PS leistete das neue Modell über 5 PS mehr als die YD-1 und war technisch auf die anstehenden wilden 60er Jahre perfekt vorbereitet. Die YDS-1 war ein echter Meilenstein. Neben einer kontinuierlichen technischen Weiterentwicklung, ging aus diesem Modell die spätere DS- bzw. RD 250-Baureihe hervor.

Motorsport und internationale Expansion kennzeichnen die 1960er Jahre

Um die weitere internationale Expansion voranzutreiben, verirrte sich Yamaha ab 1958 in die internationale Rennarena und belegte einen beeindruckenden 6. Platz beim Catalina Grand Prix Rennen in den USA. Weitere Motorsporterfolge ließen nicht lange auf sich warten.

1961 beteiligte sich das Unternehmen erstmalig an der Motorradweltmeisterschaft. Gerade einmal drei Jahre später holte sich der zweitgrößte Motorradhersteller den Weltmeistertitel in der Klasse bis 250 ccm. Weltmeister Phil Read schrieb auf Yamaha Geschichte – 1964, 1965, 1968 und 1971. In den Jahren dazwischen musste er sich Mike Hailwood auf Honda geschlagen geben. In der Achtelliter-Klasse waren Bill Ivy (1967) und Phil Read (1968) erfolgreich. 1966 holte sich Bill Ivy bereits erste Einzelsiege, so beim Grand Prix von Holland und Spanien. Beim Spanien GP zementierte er sogar einen neuen Rundenrekord von durchschnittlich 112,57 km/h.

Yamahas Motorsporterfolge sprachen sich in Windeseile herum, nicht nur in Japan, sondern auch im Land der unbegrenzten Möglichkeiten.
In den USA konnte Yamaha einen unabhängigen Händler in Kalifornien für die Vermarktung ihrer Motorräder gewinnen. Cooper Motors vertrieb ab 1958 die beiden Zweitakt-Modelle YD-1 (250 ccm) und der MF-1 (50 ccm) bevor Yamaha 1960 eine eigene Werksniederlassung gründete und den Vertrieb selbst in die Hand nahm.

„Yamaha verkaufte damals 1.400 Motorräder in den USA. Elf Jahre später [1971] waren es bereits 200.000 Einheiten mit einem Umsatzwert von 100 Millionen US-$.“,

wie MOTORRAD die Lage in einer frühen Ausgabe von 1972 zusammenfasste.

Deutsche Motorrad-Fans konnten die Yamaha-Motorräder erstmals auf der Kölner IFMA 1964 bestaunen. Vom 16. bis 20. September präsentierte die verantwortliche Mitsui GmbH aus Düsseldorf drei Zweitakt-Maschinen aus Japan. Darunter befanden sich die 24 PS starke DS-3 mit Zweizylinder-Motor, die einsitzige YG-1 mit 73 ccm großem Einzylinder-Triebwerk sowie die kleine 50er YF-1.

Zwei Jahre später waren bereits 23 Händler bei Yamaha unter Vertrag. Besonders der Ostwestfale Manfred Weihe kümmerte sich in jener Zeit im Auftrag von Yamaha um die gesamte technische Abwicklung, die Ersatzteilversorgung und technische Zulassung der Motorräder.

Zahlreiche Innovationen kennzeichnen Yamahas Weg

Mit einem klaren Fokus auf wegweisende, technologische Innovationen und ein hohes Maß an Qualität erwuchs Yamaha durch den relativ späteren Einstieg in den Motorradmarkt keinerlei Nachteil gegenüber der Konkurrenz. Die stetige Suche nach originellen Ideen mit dem Blick nach vorne und schnelles Handeln unter Berücksichtigung der Kundenwünsche machte Yamaha schon früh zu einem der leistungsfähigsten Industrieunternehmen unserer Zeit. Aber auch Yamaha blieb von Rückschlägen nicht verschont. Als Zweitaktspezialist kämpfte das Unternehmens Anfang der 1970er Jahre mit etlichen Kinderkrankheiten bei seinen Viertakt-Motorrädern. Zu den wichtigsten Meilensteinen von Nippons Nummer zwei gehören:

  • 1959: Erstmalig verbaute Yamaha ein Fünfganggetriebe „Made in Japan“ in der YDS-1.
  • 1963: Einführung der Getrenntschmierung „Autolube“. Die last- und drehzahlabhängige Öleinspritzung machte ein Vormischen von Kraftstoff und Motoröl überflüssig.
  • 1968: Präsentation des Offroad-Klassikers DT-1. Yamaha definierte ein neues Motorrad-Segment, das der Enduros.
  • 1970: Vorstellung des ersten Viertakt-Motorrades von Yamaha – die XS-1 mit 650 ccm Parallel-Twin nach britischem Vorbild.
  • 1973: Einführung der Membran-Steuerung und Fünfkanal-Umkehrspülung in der RD-Serie.
  • 1976: Vorstellung der XT 500. Die „Dampfhammer“-Enduro wurde zum echten Dauerbrenner.
  • 1977: Debüt der Yamaha SR 500 – ein Design-Klassiker par excellence.
  • 1983: Teilnahme an der Rallye Paris-Dakar mit der Yamaha XT 600 Z Ténéré.
  • 1985: Markteinführung der FZ 750 mit innovativem Fünfventil-Zylinderkopf.
Yamaha XT 500

Yamaha XT 500 (Quelle: Istvan Penzes)

Heute steht Yamaha nicht nur für das Thema Motorräder. Neben den Zweirädern für Straße, Rennstrecke und Offroad-Terrain stellt das Unternehmen auch Generatoren, ATVs, Boote und Außenbordmotoren her.