Ich habe in diesem Sommer eine alte Kawasaki Z 440 LTD restauriert und nach meinen Vorstellungen umgebaut. Das hässliche Entlein stand jahrelang ungenutzt in der Garage und selbst geschenkt wollte sie niemand haben. Ich habe mich dann ihrer erbarmt und sie wieder hergerichtet.

Aufgrund der Rahmengeometrie war der Kawasaki Z 440 Umbau nicht als Café Racer machbar

Aufgrund der Rahmengeometrie war der Kawasaki Z 440 Umbau nicht als Café Racer machbar (Quelle: Michael Schwarz)

Nachdem ich erfolgreich ein Peugeot 103 Moped aus den frühen 70ern restauriert hatte, wollte ich mich nun mal an etwas Größeres heranwagen. Ursprünglich sollte es ein Café Racer werden. Ich hatte an eine alte Honda CB aus den späten 70ern gedacht, aber die waren entweder nicht verfügbar oder zu teuer. Ich erinnerte mich dann an die alte Kawasaki Z 440 LTD Belt Drive, welche noch in Vatters Garage stand und dort ein eher tristes Dasein fristete. Sie war zwar noch angemeldet, Pflege und frische Flüssigkeiten wurden ihr aber letztmalig in den späten 1990ern zuteil.

Rund 3 Monate hat mich der Umbau der alten Kawasaki Z 440 LTD beschäftigt

Rund 3 Monate hat mich der Umbau der alten Kawasaki Z 440 LTD beschäftigt (Quelle: Michael Schwarz)

Klassischer Kawasaki Z 440 Umbau statt Café Racer

Ich entschied mich also für einen Kawasaki Z 440 Umbau und die vergessene Belt Drive als Ausgangsbasis für mein erstes Umbauprojekt zu nutzen. Ein Café Racer Umbau kam leider aufgrund der Rahmengeometrie nicht wirklich in Frage. Auch die Reifengrößen können die Softchopper-Herkunft nicht leugnen. Aus diesen Gründen sollte es also ein eher klassischer Umbau werden. Im Originalzustand ist die Z440 LTD wirklich nur nachts ohne Licht fahrbar, das wollte ich ändern.

Kawasaki Z 440 LTD

Der „Garagenfund“ wurde komplett zerlegt (Quelle: Michael Schwarz)

Die Umbauarbeiten konnten beginnen und zuerst habe ich die gesamte Maschine zerlegt. Das Projekt habe ich allerdings ohne Werkstatt und Garage im Garten auf der Terrasse umgesetzt. Aufgrund des verregneten Sommers kam es öfters vor, dass ich die zu bearbeitenden Bauteile samt Werkzeug grad aus dem Schuppen geholt habe und dann, als ich gerade anfangen wollte zu schrauben, alles wieder wegräumen konnte.

Ich hatte bisher noch keine Erfahrungen mit größeren Viertakt-Motoren und war natürlich etwas nervös. Am Motor habe ich die Ventile ausgebaut, gereinigt und anschließend neu eingeschliffen. Die Schaftdichtungen habe ich in dem Arbeitsgang auch erneuert. Nach dem Zusammenbau gab es zum Glück keine Berührungen zwischen Kolben und Ventilen. Es ist also alles gut gegangen.

Der kleine Motor der Z 440 LTD mit seinen 36PS macht viel Spaß, lediglich ein leichtes Ruckeln bei konstanter Fahrt habe ich noch. Also werde ich mir demnächst die Vergaser vornehmen müssen und ein Vergaser-Revisionskit mit neuen Düsen und Nadeln verbauen.

Durch die durchgesteckte Gabel vorn und die etwas längeren Dämpfer hinten hat sich das Fahrverhalten sehr positiv verändert. Das Moped ist jetzt sehr wendig ohne irgendwie unruhig zu wirken. Der Winter steht fast vor der Tür und es wird nun Zeit für ein neues Projekt. Aber erst einmal brauche ich eine richtige Garage oder Werkstatt.

Kawasaki Z 440 LTD

Beim Umbau der Kawasaki Z 440 habe ich das Heck um 10 cm gekürzt (Quelle: Michael Schwarz)

Was wurde an der Z440 im Rahmen des Umbaus geändert?

Insgesamt habe ich rund 3 Monate mit dem Umbau der alten Z 440 verbracht und etliche Sachen an dem Motorrad geändert:

  • Gabelstandrohre geschliffen, poliert und mit neuem Öl und Simmeringen versehen
  • Lenkkopflager erneuert (Kegelrollenlager)
  • Faltenbälge
  • Auspuffband
  • Lenkerendblinker vorne, kleinere Blinker hinten
  • Felgen geschliffen, poliert, lackiert
  • Bremse vorne überholt und auf Stahlflex umgerüstet
  • Rahmen um 10 Zentimeter gekürzt und unnötige Halterungen entfernt
  • Gabel 3 Zentimeter durchgesteckt
  • Motor zerlegt, neu abgedichtet und Ventile neu eingeschliffen
  • Motor gereinigt, Seitendeckel poliert
  • Reifen erneuert
  • Eigenbau Sitzbank
  • Kleiner Tacho mit integrierten LED
  • Anpassung des Kabelbaums
  • Flacher Lenker samt neuen Handbremsarmaturen
  • Hagon Federbeine Hinten
  • Lackierung des Tanks und der seitlichen Abdeckungen in „ Perl-Mausgrau“
Die Sitzbank an meinem Kawasaki Z 440 Umbau ist eine Eigenanfertigung

Die Sitzbank an meinem Kawasaki Z 440 Umbau ist eine Eigenanfertigung (Quelle: Michael Schwarz)

Kette, Kardan oder Zahnriemen

Was mich so an der Kawasaki Z 440 LTD so reizte ist, dass sie zu Beginn der „Neuen Deutschen Welle“ eine Ära neuer Antriebskonzepte einläutete. In vielen großvolumigen Maschinen löste in den 1970er Jahren der Kardan als Sekundärantrieb den bis dato geltenden Ketten-Standard ab. Und ab 1980 waren dies nicht mehr die einzige Alternativen im Motorradbau.

Amerikas Big Bike-Produzent Harley-Davidson rüstete seine mächtigen Parallel-Twins inzwischen mit einem Zahnriemen zum Hinterrad aus. Und 1980 zog Kawasaki als erster japanischer Hersteller mit der Z 440 LTD Belt Drive – zunächst auf dem amerikanischen Markt – nach. Nach erfolgreichen Tests in Amerika wagten sich die Japaner kurze Zeit darauf mit dem Zahnriemen-Konzept auch nach Europa und boten ab 1982 die Z 440 LTD hierzulande wahlweise als „Belt Drive“ Version an. Und zum Cruisen reichen mir die 36 PS in der offenen Version allemal aus.

Tank und Seitendeckel wurden in "Perl Mausgrau" lackiert

Tank und Seitendeckel wurden in „Perl Mausgrau“ lackiert (Quelle: Michael Schwarz)

 

(Text, Fotos: Michael Schwarz)