Während man bei BIMOTA mit dem Gitterrohr-Prinzip ein Rahmenkonzept für viele mögliche Motoren-Lay-Outs schuf, schöpfte Arturo Magni aus seinem reichen Erfahrungsschatz als Konstrukteur und Rennleiter bei MV AGUSTA in Bologna.

Hier wurden die berühmten MV AGUSTAS  750 SS  und die 800 SS AMERICA mit wunderschönen Vierzylinder-Viertakt-DOHC-Motoren und schwungvollen 4-in-4-Auspuffanlagen auf die Räder gestellt, die Rahmen wurde von A. Magni dazu entwickelt.

Arturo Magni bot zwei Fahrwerks-Kits für drei Honda-Modelle an

Arturo Magni bot zwei Fahrwerks-Kits für drei Honda-Modelle an (Foto: Nippon-Classic.de)

Schwachstellen der Honda CB 900 F Bol d‘ Or

Schon früh erkannte Signore Magni die Schwachstellen der Honda CB 900 F Bol d´Or (SC 01), wenngleich bei der CB 750 KZ (RC 01) und der CB 1100 R (SC 08) fahrwerkstechnisch nicht ganz so viel im Argen lag. Waren bei der RC 01 mit ihren 77 PS die Federelemente und die Rahmendimensionierung noch annehmbar und mit der Leistung des Antriebs noch nicht überfordert, so traf das für die SC 01 nicht mehr zu. Die hier verwendete Gabel entsprach in der Grundkonzeption dem Exemplar der Honda CB 750 Four F2, die Rillenkugellager im Lenkkopf waren von günstiger Machart und das zu dünn bemessene Rahmenrohr hatte mit dem abschraubbaren rechten Unterzug eine eklatante Soll-Bruch-Stelle. Zusätzlich verwendete man die dünne Zweiarmschwinge der CB 750 Four F2 mit zwar mehrfach verstellbaren FVQ-Dämpfern von Kayaba, die in ihrer laschen Grundabstimmung aber ebenfalls Unruhe ins Fahrwerk brachten.

Arturo Magni hatte einen reichen Erfahrungsschatz als Konstrukteur und Rennleiter bei MV AGUSTA

Arturo Magni hatte einen reichen Erfahrungsschatz als Konstrukteur und Rennleiter bei MV AGUSTA (Foto: Nippon-Classic.de)

Bei der SC 08 war HONDA wieder etwas mehr auf der Höhe der Zeit, hier wurde ein Doppelschleifen-Rohrrahmen mit höherer Wandstärke und etwas größerem Durchmesser verwendet, die Telegabel vorne war mit 39 mm Durchmesser und Druckluftunterstützung den Fahrleistungen besser gewachsen und am Heck war eine Kastenschwinge mit gasdruckunterstützten, mehrfach verstellbaren Federbeinen jederzeit „Herr der Lage“.

Der MH1 Umbau-Kit umfasste Rahmen, Tank, Seitendeckel, Sitzbank und Lager

Der MH1 Umbau-Kit umfasste Rahmen, Tank, Seitendeckel, Sitzbank und Lager (Foto: Nippon-Classic.de)

Die Magni Honda MH1 und MH2 von Arturo Magni

BIMOTA hatte als Patentrezept den Gitterrohrrahmen mit möglichst vielen Verstrebungen und kurzen, aber leichten Teilstücken, welche die kinetischen Kräfte aufnahmen, Arturo Magni wählte eine andere Rahmenvariante. Er lehnte sich für die drei DOHC-Vierzylinder-Vierventilmotoren mit Leistungen von 77, 95 und 115 PS der Baureihen RC 01 (CB 750 KZ), der SC 01 (CB 900 F Bol d´Or) und der SC 08 (CB 1100 R) von HONDA eng an den Serienrahmenbau an.

Der Motor der Magni Honda MH1 - Feinkost aus Japan - DOHC-Vierzylinder-Vierventilmotor

Der Motor der Magni Honda MH1 – Feinkost aus Japan – DOHC-Vierzylinder-Vierventilmotor (Foto: Nippon-Classic.de)

Das von ihm ausgewählte Chrom-Molybdän-Stahlrohr wurde mit dickerer Wandstärke als der Serienrahmen ebenfalls als Doppelschleifen-Rohrrahmen mit abschraubbaren rechten Unterzug ausgelegt und in wunderschönem CORSE ROSSO lackiert. Dies ist umso erstaunlicher, als gerade der für Wartungsarbeiten abschraubbare rechte Rahmenunterzug aufgrund der weniger stabilen Verschraubung als ein wesentlicher Teil der Fahrwerksschwäche der SC 01 ausgemacht wurde und bei hoher Geschwindigkeit Unruhe in den Rahmen leitete. Mit dem von Arturo Magni verwendeten Material stellte sich dieser Umstand nicht mehr ein.  Er bot den Kunden ein Fahrwerks-Kit in zwei als MH1 und MH2 typisierten Stufen an:

Bei der MH2 kam noch EPM-Guss-Räder, Telegabel, Stummellenker und 4-in-1-Auspuff dazu

Bei der MH2 kam noch EPM-Guss-Räder, Telegabel, Stummellenker und 4-in-1-Auspuff dazu (Foto: Nippon-Classic.de)

Magni Fahrwerks-Kits MH 1 und MH 2

Magni Honda MH1

Der Magni Honda MH1 UmbauKit umfasste als fertiges Motorrad den kompletten Rahmen aus Chrom-Molybdän-Stahl, Seitendeckeln, Tank mit 2-Mann-Sitzbank und wertigere Kegelrollenlager für den Lenkkopf, hier trug die Serien-Bol d´Or billige Rillenkugellager, die wegen schnellem Verschleiß auch durch ihre magere Bemessung ein zweiter Hauptunruheherd des Serien-Fahrwerks waren.

Die MH1 und MH2 Kits bestanden aus kompletten Motorrädern

Die MH1 und MH2 Kits bestanden aus kompletten Motorrädern (Foto: Nippon-Classic.de)

Magni Honda MH 2

Bei der Magni Honda MH2 kamen dazu noch eine Kastenschwinge mit Exzentern zur Kettenspannung, Stummellenker von Tommaselli, eine top abgestimmte Telegabel von Forcella Italia, hauseigene EPM-Guss-Räder und eine abgestimmte 4-in-1-Auspuffanlage. Nun waren vom Lenkkopf über den Rahmenunterzug bis zur Schwinge alle „Baustellen“ des Bol d´Or-Serienfahrwerks beseitigt und das Ding fuhr wie auf Schienen. Die Fahrleistungen waren der Serienversion ähnlich, wegen des Stummellenkers und der dadurch niedrigeren Sitzposition in Verbindung mit einer optionalen Verkleidung etwa 10-15 km/h schneller (CB 750 KZ / CB 900 F) und vor allen Dingen ruhiger.

Magni Honda MH2

Magni Honda MH2 (Foto: Nippon-Classic.de)

Insgesamt wurden von der MH1 und der MH2 256 Einheiten produziert, also eine wie bei der BIMOTA KB 1 sehr überschaubare Losgröße. MH stand hierbei für MAGNI HONDA. Als Kaufpreis wurde 1981 für die MH1 13.960,- DM und 17.750,- DM für die MH2 aufgerufen, Classic Analytics hat keine Angaben zum derzeitigen Preisniveau vorliegen.

Eine serienmäßige HONDA CB 900 F Bol d´Or (SC 01) kostete beim freundlichen HONDA-Händler 10.420,- DM.

Beim Kraftfahrtbundesamt in Flensburg sind aktuell keine Stückzahlen beider Hersteller gelistet, wegen der geringen Produktionsgröße und dem Import in die Bundesrepublik Deutschland in homöopathischen Dosen werden die Fahrzeuge dort nicht aufgeführt. Die hier befindlichen Modelle werden höchstwahrscheinlich als Sammlerstücke und Wertanlage mit Kurzzulassung nur im Hochsommer bei bestem Wetter für eine Bewegungsfahrt genutzt.